Eine Zeitung beschrieb vor ein paar Wochen ein cleveres neues Spielzeug. Es entzieht der Atmosphäre Wasser und liefert Ihnen ein Glas sauberes, gekühltes H2O. Es ist wunderbar, was die Technologie den Wohlhabenden zu bieten hat.
Jene Millionen von Afrikanern freilich, die sich mit einer Störung der Niederschlagsmuster konfrontiert sehen, von denen ihre Ernten, ihr Vieh und ihre Familien abhängig sind, haben weniger Glück. Ihnen dürfte der Klimawandel immer unberechenbarere und unstetigere Stürme bringen – ohne Gewähr auf Wasser im Brunnen, Eimer oder auf dem Feld.
Wasser ist der Kern des Lebens, sei es zum Trinken oder Waschen, zur Bewässerung der Feldfrüchte, als Viehtränke oder zur Stromerzeugung. Wer mit nassem Wetter lebt, neigt dazu, dieses zu verfluchen, doch echte Probleme hätten wir, wenn wir Woche um Woche brennende Sonne ohne Aussicht auf Wolken erleben würden. Fast eine Milliarde Menschen auf unserem Planeten müssen ein Leben ohne ausreichend Wasser bewältigen, und ihre Lebensumstände dürften sich durch den Klimawandel und die rapide Verstädterung nur noch verschlimmern.
Gegenwärtig sind in Posen (Polen) Regierungsvertreter zusammengekommen, um eine Einigung zu erzielen, wie sich den großen, von der globalen Erwärmung ausgehenden Herausforderungen begegnen lässt. Spätestens Ende 2009 brauchen wir eine Vereinbarung, um ehrgeizigere Einschnitte bei den Klimagasemissionen einzuleiten. Doch den größten Einfluss dabei haben Länder mit besonders hohen Emissionen, denn sie sind es, die etwas anzubieten haben. Die meisten afrikanischen Länder haben bei den Klimagesprächen weder Stimme noch Einfluss und müssen akzeptieren, was immer dabei herauskommt. Dabei entfallen gerade auf sie besonders hohe Kosten bei der Anpassung an wechselnde Wetterverläufe.
Wo ist hier die Gerechtigkeit? Wie kann es richtig sein, dass gerade jene, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beitragen, am schwersten davon betroffen und am wenigsten in der Lage sind, die globale Übereinkunft, die wir brauchen, zu beeinflussen?
Die letzten Jahre haben gezeigt, wie alles mit allem zusammenhängt – egal, wo auf unserem Planeten Sie sich befinden. In der EU, den USA und China aufgestellte Zielwerte für Biokraftstoffe führen zur Landnahme in Mozambique, Kolumbien und Kambodscha. Heißes Geld fließt aus dem Subprime-Markt in Nahrungsmittel und andere Rohstoffe, und plötzlich sieht sich die arme Stadtbevölkerung auf den Philippinen, in Peru und der Cote d’Ivoire schrecklichem Hunger ausgesetzt.
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Niemand ist heute immun gegenüber dem Klimawandel. Die Erwartung, dass unser Leben weiter in vertrauten Bahnen verlaufen wird, wird von der Angst überholt, dass die derzeit ablaufenden Veränderungen enorme Erschütterungen und schwierige Anpassungsmaßnahmen in vielen Teilen der Welt zur Folge haben werden. Fachleute prognostizieren, dass Teile des südlichen Afrikas, aber auch der nördliche Maghreb heißere, trockenere Wetterverläufe erleiden werden.
Die Ernten könnten sich halbieren und Flüsse, von denen Bewässerung und Wasserkraftwerke abhängen, sich zu bloßen Rinnsalen entwickeln. Andererseits kann zu viel Regen genau so schlecht sein wie zu wenig, insbesondere, wenn er außerhalb der normalen Jahreszeit fällt. Es wird erwartet, dass Teile Ost- und Westafrikas nasser werden – mit schweren, intensiven Regenstürmen, die nicht nur die Gefahr von Bodenerosion, Überflutungen und Ernteschäden erhöhen, sondern auch die Bevölkerung verstärkt der Malaria und die Rinderherden der Dezimierung durch Krankheiten wie das Rifttalfieber aussetzen.
Manchmal erscheint die Klimadebatte sehr kompliziert. Man droht in einer Suppe von Akronymen zu ertrinken; es mehrt sich die Zahl vorgeschlagener technischer Patentlösungen, und die Fachleute streiten um den richtigen Preis von Kohlenstoff und angemessene Rabattsätze. Doch inmitten all der Komplexität liegt eine einfache Wahrheit: Seit einem Jahrzehnt oder länger wissen wir um die von weiteren Klimagasemissionen ausgehende Gefahr, doch wir haben es komplett versäumt, glaubwürdige Schritte zu ihrer Beendigung zu unternehmen.
Wir sind unseren Verpflichtungen ausgewichen: sowohl gegenüber unseren Nachkommen als auch gegenüber der großen Zahl an Menschen, die hier und heute in anderen Teilen der Welt leben und unter den Folgen unserer Kurzsichtigkeit leiden.
Die westlichen Regierungen sind bereit, mit Chinesen und Indern darüber zu streiten, ob und wann die Last der Emissionssenkungen auf die Schwellenländer ausgeweitet wird, doch zu der viel größeren Ungerechtigkeit, die den Ärmsten der Welt angetan wird, sagen sie nichts. Dabei ist das Menschenrecht auf Wasser nur eines der Rechte, die in einer klimabeschränkten Welt bedroht sind.
Können wir damit zufrieden sein, in einer Welt zu leben, in der sich die Reichen auf immer neue clevere technische Tricks verlassen können, während wir das Recht der armen Länder und Gemeinwesen auf grundlegende Notwendigkeiten des Überlebens ignorieren?
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At the end of a year of domestic and international upheaval, Project Syndicate commentators share their favorite books from the past 12 months. Covering a wide array of genres and disciplines, this year’s picks provide fresh perspectives on the defining challenges of our time and how to confront them.
ask Project Syndicate contributors to select the books that resonated with them the most over the past year.
Eine Zeitung beschrieb vor ein paar Wochen ein cleveres neues Spielzeug. Es entzieht der Atmosphäre Wasser und liefert Ihnen ein Glas sauberes, gekühltes H2O. Es ist wunderbar, was die Technologie den Wohlhabenden zu bieten hat.
Jene Millionen von Afrikanern freilich, die sich mit einer Störung der Niederschlagsmuster konfrontiert sehen, von denen ihre Ernten, ihr Vieh und ihre Familien abhängig sind, haben weniger Glück. Ihnen dürfte der Klimawandel immer unberechenbarere und unstetigere Stürme bringen – ohne Gewähr auf Wasser im Brunnen, Eimer oder auf dem Feld.
Wasser ist der Kern des Lebens, sei es zum Trinken oder Waschen, zur Bewässerung der Feldfrüchte, als Viehtränke oder zur Stromerzeugung. Wer mit nassem Wetter lebt, neigt dazu, dieses zu verfluchen, doch echte Probleme hätten wir, wenn wir Woche um Woche brennende Sonne ohne Aussicht auf Wolken erleben würden. Fast eine Milliarde Menschen auf unserem Planeten müssen ein Leben ohne ausreichend Wasser bewältigen, und ihre Lebensumstände dürften sich durch den Klimawandel und die rapide Verstädterung nur noch verschlimmern.
Gegenwärtig sind in Posen (Polen) Regierungsvertreter zusammengekommen, um eine Einigung zu erzielen, wie sich den großen, von der globalen Erwärmung ausgehenden Herausforderungen begegnen lässt. Spätestens Ende 2009 brauchen wir eine Vereinbarung, um ehrgeizigere Einschnitte bei den Klimagasemissionen einzuleiten. Doch den größten Einfluss dabei haben Länder mit besonders hohen Emissionen, denn sie sind es, die etwas anzubieten haben. Die meisten afrikanischen Länder haben bei den Klimagesprächen weder Stimme noch Einfluss und müssen akzeptieren, was immer dabei herauskommt. Dabei entfallen gerade auf sie besonders hohe Kosten bei der Anpassung an wechselnde Wetterverläufe.
Wo ist hier die Gerechtigkeit? Wie kann es richtig sein, dass gerade jene, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beitragen, am schwersten davon betroffen und am wenigsten in der Lage sind, die globale Übereinkunft, die wir brauchen, zu beeinflussen?
Die letzten Jahre haben gezeigt, wie alles mit allem zusammenhängt – egal, wo auf unserem Planeten Sie sich befinden. In der EU, den USA und China aufgestellte Zielwerte für Biokraftstoffe führen zur Landnahme in Mozambique, Kolumbien und Kambodscha. Heißes Geld fließt aus dem Subprime-Markt in Nahrungsmittel und andere Rohstoffe, und plötzlich sieht sich die arme Stadtbevölkerung auf den Philippinen, in Peru und der Cote d’Ivoire schrecklichem Hunger ausgesetzt.
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Die Ernten könnten sich halbieren und Flüsse, von denen Bewässerung und Wasserkraftwerke abhängen, sich zu bloßen Rinnsalen entwickeln. Andererseits kann zu viel Regen genau so schlecht sein wie zu wenig, insbesondere, wenn er außerhalb der normalen Jahreszeit fällt. Es wird erwartet, dass Teile Ost- und Westafrikas nasser werden – mit schweren, intensiven Regenstürmen, die nicht nur die Gefahr von Bodenerosion, Überflutungen und Ernteschäden erhöhen, sondern auch die Bevölkerung verstärkt der Malaria und die Rinderherden der Dezimierung durch Krankheiten wie das Rifttalfieber aussetzen.
Manchmal erscheint die Klimadebatte sehr kompliziert. Man droht in einer Suppe von Akronymen zu ertrinken; es mehrt sich die Zahl vorgeschlagener technischer Patentlösungen, und die Fachleute streiten um den richtigen Preis von Kohlenstoff und angemessene Rabattsätze. Doch inmitten all der Komplexität liegt eine einfache Wahrheit: Seit einem Jahrzehnt oder länger wissen wir um die von weiteren Klimagasemissionen ausgehende Gefahr, doch wir haben es komplett versäumt, glaubwürdige Schritte zu ihrer Beendigung zu unternehmen.
Wir sind unseren Verpflichtungen ausgewichen: sowohl gegenüber unseren Nachkommen als auch gegenüber der großen Zahl an Menschen, die hier und heute in anderen Teilen der Welt leben und unter den Folgen unserer Kurzsichtigkeit leiden.
Die westlichen Regierungen sind bereit, mit Chinesen und Indern darüber zu streiten, ob und wann die Last der Emissionssenkungen auf die Schwellenländer ausgeweitet wird, doch zu der viel größeren Ungerechtigkeit, die den Ärmsten der Welt angetan wird, sagen sie nichts. Dabei ist das Menschenrecht auf Wasser nur eines der Rechte, die in einer klimabeschränkten Welt bedroht sind.
Können wir damit zufrieden sein, in einer Welt zu leben, in der sich die Reichen auf immer neue clevere technische Tricks verlassen können, während wir das Recht der armen Länder und Gemeinwesen auf grundlegende Notwendigkeiten des Überlebens ignorieren?