LONDON/WASHINGTON, D.C./WARWICK – Da die Weltbevölkerung Prognosen zufolge im kommenden Jahrhundert die überwältigende Marke von zehn Milliarden Menschen erreichen wird, stellt sich die wichtige Frage, wie Ernährungssicherheit erreicht werden kann. Das derzeitige Ernährungssystem ist dieser Aufgabe eindeutig nicht gewachsen: Schon jetzt ist es nicht in der Lage, die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen und es trägt zur Umweltzerstörung bei. Eine radikale Reform ist längst überfällig.
Im vergangenen Jahr litten weltweit etwa 735 Millionen Menschen Hunger. Etwa 828 Millionen waren unterernährt, und fast 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren waren von Wachstumsstörungen aufgrund von chronischer Unterernährung betroffen. Der fehlende Zugang zu frischen, nahrhaften Lebensmitteln hat in vielen Gemeinden zudem zu einem Anstieg der Fettleibigkeit beigetragen, da die Menschen gezwungen waren, zu ungesunden Lebensmitteln zu greifen. Adipositas erhöht das Risiko für chronische Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten, Schlaganfall, Krebs und Bluthochdruck.
Fehlernährung in all ihren Formen (Untergewicht, Übergewicht und Mikronährstoffmangel) erhöht die Anfälligkeit einer Person für Infektionen und fördert einen schädlichen Kreislauf negativer gesundheitlicher Folgen. Gleichzeitig belastet der ständige Kampf um eine angemessene Ernährung – oder auch ums nackte Überleben – die psychische Gesundheit und führt zu Angstzuständen, Stress, Depressionen und vielem mehr. Wie ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen unterstreicht, sind das Recht auf Nahrung und das Recht auf Gesundheit untrennbar miteinander verbunden.
Das Ernährungssystem verursacht zudem schwere Umweltschäden. Es ist für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit eine der Hauptursachen für den Klimawandel. Außerdem beansprucht die Landwirtschaft fast die Hälfte des bewohnbaren Landes der Welt. Gebiete, in denen sich einst üppige Wälder und andere wilde Landstriche befanden– darunter große Teile des Amazonas-Regenwaldes, der für die Gesundheit des Planeten von entscheidender Bedeutung ist – wurden gerodet, um Platz für Landwirtschaft zu schaffen, was verheerende Folgen für die Artenvielfalt hat.
Erschwerend kommt der weit verbreitete Einsatz von Pestiziden hinzu, die – selbst bei relativ geringer Exposition – mit vielfältigen negativen Folgen für die Gesundheit und die Umwelt von Landarbeitern, lokalen Gemeinschaften und Ökosystemen verbunden sind. Die Verseuchung des Flusses Pasión in Guatemala mit Malathion, einem Pestizid, das auf Palmölplantagen eingesetzt wird, führte zum Tod von Tausenden von Fischen und beraubte etwa 12.000 Menschen ihrer wichtigsten Nahrungsquelle und Existenzgrundlage.
Die Folgen der Mängel des Ernährungssystems sind unverhältnismäßig stark bei den Armen und bei Menschen am Rande der Gesellschaft zu spüren, insbesondere im globalen Süden. Unterernährung ist besonders in einkommensschwachen Gegenden oder bei Menschen, die in Armut leben weit verbreitet. In einkommensstarken Ländern wie Australien ist das Adipositasrisiko bei indigenen Menschen 1,5-mal höher als bei nicht-indigenen Menschen in vergleichbaren Gebieten.
At a time of escalating global turmoil, there is an urgent need for incisive, informed analysis of the issues and questions driving the news – just what PS has always provided.
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Es ist nicht hilfreich, dass 60% des weltweiten Marktes für lizensiertes Saatgut von vier Agrochemie-Unternehmen kontrolliert wird, die in Ländern mit hohem Einkommen sitzen. Das von diesen Unternehmen angebotene Saatgut, auf das Bauern in Ländern mit niedrigem Einkommen angewiesen sind, ist häufig für Pflanzen bestimmt, die keine große Vielfalt an Nährstoffen aufweisen oder nicht den Ernährungsbedürfnissen der lokalen Bevölkerung entsprechen.
Es besteht kein Zweifel, dass das gegenwärtige System seinen Zweck nicht erfüllt. Die Bemühungen, es zu verbessern, sind jedoch mit grundlegenden Mängeln behaftet, da sie die engen Zusammenhänge zwischen Ernährung, Gesundheit und Umwelt nicht berücksichtigen. Anstatt jedes Problem einzeln anzugehen, wäre es besser einen Ansatz zu verfolgen, der auf den Menschenrechten basiert. Die Anerkennung der Tatsache, dass das Recht auf Gesundheit, Nahrung und eine saubere Umwelt unteilbar und voneinander abhängig sind, würde alle drei Bereiche gemeinsam voranbringen. Wie der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte bekräftigt, verdienen alle Menschen nicht nur Zugang zu medizinischen Einrichtungen, sondern auch zu den zugrunde liegenden Parametern der Gesundheit, wie nahrhafte Lebensmittel und eine nachhaltige Umwelt.
Der erste Schritt ist ein umfassendes UN-Abkommen über Ernährungssysteme, das alle relevanten Rechte und Akteure berücksichtigt und Gesundheits- und Umweltschäden abmildert, die entlang der gesamten Lebensmittel-Wertschöpfungskette entstehen. Ein solches Abkommen muss die Bedürfnisse und Prioritäten einkommensschwacher Länder und gefährdeter Gruppen, wie Menschen in Armut, Vertriebene sowie Frauen und Kinder berücksichtigen. Es muss lokales Wissen über das gesamte Ernährungssystem einbeziehen, von der Produktion, Verarbeitung und Verpackung bis hin zu Werbung, Vertrieb, Verkauf und Verbrauch. Bei der Einbeziehung lokaler Gemeinschaften könnte das vom World Cancer Research Fund International entwickelte NOURISHING-Konzept wertvolle Erkenntnisse liefern.
Angesichts der steigenden Lebensmittelpreise, die den Hunger an die Spitze der globalen Agenda katapultiert haben, bietet sich der Welt die einmalige Gelegenheit, einen auf den Menschenrechten basierenden Ansatz für die Ernährung zu wählen und den Grundstein für eine gesündere, gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu legen.
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US President Donald Trump’s import tariffs have triggered a wave of retaliatory measures, setting off a trade war with key partners and raising fears of a global downturn. But while Trump’s protectionism and erratic policy shifts could have far-reaching implications, the greatest victim is likely to be the United States itself.
warns that the new administration’s protectionism resembles the strategy many developing countries once tried.
It took a pandemic and the threat of war to get Germany to dispense with the two taboos – against debt and monetary financing of budgets – that have strangled its governments for decades. Now, it must join the rest of Europe in offering a positive vision of self-sufficiency and an “anti-fascist economic policy.”
welcomes the apparent departure from two policy taboos that have strangled the country's investment.
LONDON/WASHINGTON, D.C./WARWICK – Da die Weltbevölkerung Prognosen zufolge im kommenden Jahrhundert die überwältigende Marke von zehn Milliarden Menschen erreichen wird, stellt sich die wichtige Frage, wie Ernährungssicherheit erreicht werden kann. Das derzeitige Ernährungssystem ist dieser Aufgabe eindeutig nicht gewachsen: Schon jetzt ist es nicht in der Lage, die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen und es trägt zur Umweltzerstörung bei. Eine radikale Reform ist längst überfällig.
Im vergangenen Jahr litten weltweit etwa 735 Millionen Menschen Hunger. Etwa 828 Millionen waren unterernährt, und fast 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren waren von Wachstumsstörungen aufgrund von chronischer Unterernährung betroffen. Der fehlende Zugang zu frischen, nahrhaften Lebensmitteln hat in vielen Gemeinden zudem zu einem Anstieg der Fettleibigkeit beigetragen, da die Menschen gezwungen waren, zu ungesunden Lebensmitteln zu greifen. Adipositas erhöht das Risiko für chronische Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten, Schlaganfall, Krebs und Bluthochdruck.
Fehlernährung in all ihren Formen (Untergewicht, Übergewicht und Mikronährstoffmangel) erhöht die Anfälligkeit einer Person für Infektionen und fördert einen schädlichen Kreislauf negativer gesundheitlicher Folgen. Gleichzeitig belastet der ständige Kampf um eine angemessene Ernährung – oder auch ums nackte Überleben – die psychische Gesundheit und führt zu Angstzuständen, Stress, Depressionen und vielem mehr. Wie ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen unterstreicht, sind das Recht auf Nahrung und das Recht auf Gesundheit untrennbar miteinander verbunden.
Das Ernährungssystem verursacht zudem schwere Umweltschäden. Es ist für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit eine der Hauptursachen für den Klimawandel. Außerdem beansprucht die Landwirtschaft fast die Hälfte des bewohnbaren Landes der Welt. Gebiete, in denen sich einst üppige Wälder und andere wilde Landstriche befanden– darunter große Teile des Amazonas-Regenwaldes, der für die Gesundheit des Planeten von entscheidender Bedeutung ist – wurden gerodet, um Platz für Landwirtschaft zu schaffen, was verheerende Folgen für die Artenvielfalt hat.
Erschwerend kommt der weit verbreitete Einsatz von Pestiziden hinzu, die – selbst bei relativ geringer Exposition – mit vielfältigen negativen Folgen für die Gesundheit und die Umwelt von Landarbeitern, lokalen Gemeinschaften und Ökosystemen verbunden sind. Die Verseuchung des Flusses Pasión in Guatemala mit Malathion, einem Pestizid, das auf Palmölplantagen eingesetzt wird, führte zum Tod von Tausenden von Fischen und beraubte etwa 12.000 Menschen ihrer wichtigsten Nahrungsquelle und Existenzgrundlage.
Die Folgen der Mängel des Ernährungssystems sind unverhältnismäßig stark bei den Armen und bei Menschen am Rande der Gesellschaft zu spüren, insbesondere im globalen Süden. Unterernährung ist besonders in einkommensschwachen Gegenden oder bei Menschen, die in Armut leben weit verbreitet. In einkommensstarken Ländern wie Australien ist das Adipositasrisiko bei indigenen Menschen 1,5-mal höher als bei nicht-indigenen Menschen in vergleichbaren Gebieten.
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Es ist nicht hilfreich, dass 60% des weltweiten Marktes für lizensiertes Saatgut von vier Agrochemie-Unternehmen kontrolliert wird, die in Ländern mit hohem Einkommen sitzen. Das von diesen Unternehmen angebotene Saatgut, auf das Bauern in Ländern mit niedrigem Einkommen angewiesen sind, ist häufig für Pflanzen bestimmt, die keine große Vielfalt an Nährstoffen aufweisen oder nicht den Ernährungsbedürfnissen der lokalen Bevölkerung entsprechen.
Es besteht kein Zweifel, dass das gegenwärtige System seinen Zweck nicht erfüllt. Die Bemühungen, es zu verbessern, sind jedoch mit grundlegenden Mängeln behaftet, da sie die engen Zusammenhänge zwischen Ernährung, Gesundheit und Umwelt nicht berücksichtigen. Anstatt jedes Problem einzeln anzugehen, wäre es besser einen Ansatz zu verfolgen, der auf den Menschenrechten basiert. Die Anerkennung der Tatsache, dass das Recht auf Gesundheit, Nahrung und eine saubere Umwelt unteilbar und voneinander abhängig sind, würde alle drei Bereiche gemeinsam voranbringen. Wie der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte bekräftigt, verdienen alle Menschen nicht nur Zugang zu medizinischen Einrichtungen, sondern auch zu den zugrunde liegenden Parametern der Gesundheit, wie nahrhafte Lebensmittel und eine nachhaltige Umwelt.
Der erste Schritt ist ein umfassendes UN-Abkommen über Ernährungssysteme, das alle relevanten Rechte und Akteure berücksichtigt und Gesundheits- und Umweltschäden abmildert, die entlang der gesamten Lebensmittel-Wertschöpfungskette entstehen. Ein solches Abkommen muss die Bedürfnisse und Prioritäten einkommensschwacher Länder und gefährdeter Gruppen, wie Menschen in Armut, Vertriebene sowie Frauen und Kinder berücksichtigen. Es muss lokales Wissen über das gesamte Ernährungssystem einbeziehen, von der Produktion, Verarbeitung und Verpackung bis hin zu Werbung, Vertrieb, Verkauf und Verbrauch. Bei der Einbeziehung lokaler Gemeinschaften könnte das vom World Cancer Research Fund International entwickelte NOURISHING-Konzept wertvolle Erkenntnisse liefern.
Angesichts der steigenden Lebensmittelpreise, die den Hunger an die Spitze der globalen Agenda katapultiert haben, bietet sich der Welt die einmalige Gelegenheit, einen auf den Menschenrechten basierenden Ansatz für die Ernährung zu wählen und den Grundstein für eine gesündere, gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu legen.
The views expressed here are not necessarily those of the United Nations.
Aus dem Englischen von Sandra Pontow