nannan1_FABRICE COFFRINIAFP via Getty Images_kofiannan Fabrice Corffrini/AFP via Getty Images

Kofi Annans Lektionen in globaler Führung

GENF – Die Welt ist gegenwärtig mit einer Reihe von Krisen konfrontiert, die es in der jüngeren Vergangenheit noch nie gegeben hat: ein Krieg in Europa, der zu einem Atomkonflikt eskalieren könnte, explodierende Lebensmittelpreise, die die Armen am härtesten treffen, die COVID-19-Pandemie und der Klimanotstand. Wir brauchen Staatsmänner und -frauen mit Prinzipien, die mutige, moralisch konsequente Antworten auf diese und andere globale Probleme finden. Leider sind solche Führungspersönlichkeiten rar gesät.

Viele Politiker ziehen es vor, für eine polarisierende Politik einzutreten, harte Entscheidungen zu vermeiden und das Ausmaß der bestehenden Bedrohungen zu leugnen. Andere haben versucht, diese Probleme ehrlich anzugehen. Doch diejenigen, die für Zusammenarbeit und Solidarität bei der Bewältigung globaler Bedrohungen eintreten, sind in der Defensive, wie die enttäuschende UN-Klimakonferenz in Glasgow im letzten Jahr und der sehr ungleiche weltweite Zugang zu COVID-19-Impfstoffen eindrucksvoll gezeigt haben.

In Zeiten wie diesen sollten wir jene Führungspersönlichkeiten anerkennen und ehren, die versuchen, die globalen Herausforderungen verantwortungsvoll und konstruktiv anzugehen. Vor 25 Jahren, in einem anderen Moment der globalen Unordnung, inmitten der politischen Unsicherheit und der regionalen Konflikte, die auf das Ende des Kalten Krieges folgten, wurde eine solche Persönlichkeit, Kofi Annan, UN-Generalsekretär. Obwohl er es damals nicht ahnen konnte, würde das System der Vereinten Nationen bald mit den Traumata des 11. Septembers und des Irakkriegs konfrontiert werden.

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