rajan83_Kevin DietschGetty Images_federalreserve Kevin Dietsch/Getty Images

Fortgeschrittene Volkswirtschaften müssen sich der finanzpolitischen Realität stellen

STANFORD – Die fortgeschrittenen Volkswirtschaften auf aller Welt stehen vor größer gewordenen fiskalischen Herausforderungen, was der einfachen Tatsache geschuldet ist, dass die meisten von ihnen aufgeblähte, finanziell nicht tragfähige Wohlfahrtsstaaten sind. Vor über zehn Jahren, als Mario Draghi Präsident der Europäischen Zentralbank war, drückte er so aus: „Das europäische Sozialmodell ist Vergangenheit“. Amerika läuft Gefahr, in dieselbe Falle zu tappen, wenn es die Ausgaben nicht kontrolliert und die Staatsverschuldung nicht eindämmt.

Die Rechnung ist simpel. Betrachten wir Sozialleistungen, die über die Lohnsteuer finanziert werden. Der durchschnittliche Lohnsteuersatz, der erforderlich ist, um solche Ausgaben zu decken (jetzt oder später mit Zinsen, wenn sie durch Staatsschulden finanziert werden), ist gleich der Abhängigkeitsquotient mal die Ersatzrate – das heißt, das Verhältnis von Leistungsempfängern zu steuerzahlenden Arbeitnehmern multipliziert mit dem Verhältnis von durchschnittlichen Leistungen zu durchschnittlichen Löhnen, die besteuert werden.

Die Steuern, die für andere staatlich finanzierte Programme benötigt werden, von Verteidigungsausgaben über Polizeiarbeit bis hin zum Straßenbau und Schulen sind in dieser Gleichung noch nicht einmal enthalten. Ja, diese Kosten können durch andere Arten von Steuern gedeckt werden, und es können verschiedene Änderungen an den Leistungsformeln und Steuertarifen vorgenommen werden. Letzten Endes werden die Steuersätze allerdings (irgendwann) sehr hoch sein, wenn viele Menschen beträchtliche Leistungen erhalten – da liegt der Hase im Pfeffer.

https://prosyn.org/fBVwR9Xde