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Worum es bei der US-Wahl wirklich geht

CHICAGO – Es geht bei der Wahl in den Vereinigten Staaten im nächsten Monat nicht um politische Programme und nicht einmal um Präsident Donald Trump. Es geht um Amerikas Verfassungssystem. Das soll nicht heißen, dass die Wahl dieses System beenden könnte. Während Trump ein autoritäres Temperament hat und Diktatoren wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin bewundert, ist es unwahrscheinlich, dass er – selbst im Falle seiner Wiederwahl – zum Autokraten werden würde. Die wahre Frage, vor der Amerika steht, betrifft die Rolle der nationalen Regierung im Leben des Landes.

Der Trumpismus ist nur die Letzte einer Reihe populistischer Wellen, die aus Wut gegen als nicht rechenschaftspflichtig und von Eigeninteresse geleitet betrachtete politische Eliten in Washington, D.C. geboren wurden. Tatsächlich beginnt die Geschichte schon vor der Gründung der Stadt. Die amerikanische Revolution richtete sich gegen weit entfernte, eigennützig agierende Eliten in London, und ihr folgte rasch ein intensiver Streit über die Macht der Zentralregierung.

Die Kritiker argumentierten, die vorgeschlagene neue Verfassung würde eine nationale regierende Elite hervorbringen und daher die schwer erkämpfte Souveränität der früheren Kolonien und jetzigen Staaten untergraben. Obwohl die Verfassungsbefürworter sich durchsetzten, erwiesen sich die Kritiker als vorausschauend. Es bildeten sich fast sofort populistische Bewegungen, um herauszufordern, was sie als Elitenherrschaft betrachteten. Die Jefferson’sche Demokratie stürzte dann im Jahr 1800 die föderalistischen Eliten, und die Jackson’sche Demokratie stürzte 1829 die Jefferson’schen Eliten.

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