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Russland, der Iran und die Gefahren der Post-Autokratie

STOCKBRIDGE, MASSACHUSETTS – Manchmal ist ein Nachrichtenzyklus mehr als nur Lärm. Er liefert ein lautes, unheimliches Signal darüber, was hinter dem Horizont liegen könnte. So geschehen in diesem Monat, als eine hoffnungsvollere, gefährlichere und radikal andere Geopolitik ins Blickfeld geriet. Innerhalb weniger Tage haben wir den Beinahe-Zusammenbruch der russischen Armee in der Ukraine und die Demütigung eines Regimes in den Straßen iranischer Städte erlebt.

Die Soldaten des russischen Präsidenten Wladimir Putin offenbarten, dass sie kaum mehr waren als ein umherziehender Mob. Nachdem sie die von ihnen kontrollierte Zivilbevölkerung gefoltert und misshandelt hatten, verließen sie abrupt ihre Stellungen und liefen buchstäblich vor den vorrückenden ukrainischen Truppen davon. Putins faschistisch anmutender nationaler Sicherheitsstaat könnte sich in Asche verwandeln. Seine Drohung mit einem Atomkrieg zeigt nur, dass autokratische Regime in den Jahren vor ihrem Ende am gefährlichsten sind.

Was den Iran betrifft, so ist die Verachtung des Regimes bei seinen eigenen Untertanen mit massiven Protesten in Dutzenden von Städten und Menschenmengen, die das Ende der Islamischen Republik fordern, voll zur Geltung gekommen. Die über die sozialen Medien verbreitete Wut wurde durch den Tod einer 22-jährigen Frau, Mahsa Amini, ausgelöst, die von der so genannten Sittenpolizei festgenommen worden war, weil sie ihren Hidschab nicht richtig trug. Treibstoff waren jedoch jahrzehntelange Unterdrückung und Korruption sowie eine ruinierte Wirtschaft.

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