rajan84_Alex WongGetty Images_mmt Alex Wong/Getty Images

Der Vorteil der Populisten

CHICAGO – Selbst in den besten Zeiten ist es für politische Entscheidungsträger schwierig, der Öffentlichkeit komplexe Sachverhalte zu erklären. Aber wenn sie das Vertrauen der Öffentlichkeit haben, sagen die Bürger: „Ich weiß im Großen und Ganzen, was Sie vorhaben, also brauchen Sie mir nicht jedes Detail zu erklären“. Dies war in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften vor der globalen Finanzkrise der Fall, als es einen breiten Konsens über die Richtung der Wirtschaftspolitik gab. Während die Vereinigten Staaten mehr Wert auf Deregulierung, Offenheit und die Ausweitung des Handels legten, konzentrierte sich die Europäische Union mehr auf die Integration der Märkte. Insgesamt überwog jedoch die liberale Orthodoxie (im klassischen britischen Sinne).

Dieser Konsens war so weit verbreitet, dass eine meiner jüngeren Kolleginnen beim Internationalen Währungsfonds, obwohl sie an der renommierten Wirtschaftsfakultät des MIT promoviert hatte, Schwierigkeiten hatte, eine gute akademische Stelle zu finden, wahrscheinlich weil ihre Arbeit gezeigt hatte, dass die Handelsliberalisierung den Rückgang der Armut im ländlichen Indien verlangsamt hatte. Während theoretische Arbeiten, die zeigten, dass freierer Handel solche negativen Auswirkungen haben könnte, akzeptiert wurden, stießen Studien, die dies empirisch belegten, auf Skepsis.

Die globale Finanzkrise hat den vorherrschenden Konsens und das Vertrauen der Öffentlichkeit erschüttert. Es war klar, dass die liberale Orthodoxie nicht für alle in den USA funktioniert hatte. Inzwischen anerkannte Studien zeigten, dass Menschen aus der Mittelschicht, die in der verarbeitenden Industrie arbeiten, besonders hart unter der chinesischen Konkurrenz leiden mussten. „Offensichtlich“, so der Vorwurf, „profitierten die politischen Eliten, deren Freunde und Familienangehörige in sicheren Dienstleistungsberufen arbeiteten, von billigen Importgütern und konnten in Handelsfragen nicht vertrauenswürdig sein.“ In Europa wurden der freie Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr sowie die Freizügigkeit von Personen innerhalb des Binnenmarktes als etwas angesehen, das mehr den Interessen der nicht gewählten EU-Bürokraten in Brüssel diente als allen anderen.

https://prosyn.org/biEWMq9de