james166_Aaron LavinskyStar Tribune via Getty Images_uscoronavirustesting Aaron Lavinsky/Star Tribune via Getty Images

Die Bewältigung des pandemischen Trilemmas

PRINCETON – Die Coronavirus-Krise erzwingt eine dramatische Neueinschätzung der Funktionsweise von Regierungen und Volkswirtschaften. Wie Matthew M. Kavanagh von der Georgetown University in The Lancetargumentiert, hat die Pandemie ein Trilemma offengelegt: Es ist unmöglich, eine medizinisch gesunde Gesellschaft, eine gesunde Wirtschaft und eine gesunde Demokratie gleichzeitig zu haben.

Das heißt, wenn wir funktionierende Fluglinien und offene Restaurants und Kneipen haben wollen, müssen mehr Menschen krank werden und sterben. Verbieten wir aber diese Aktivitäten, wird der wirtschaftliche Abschwung viel stärker als nach der globalen Finanzkrise von 2008, mit einer Arbeitslosigkeit ähnlich jener der Großen Depression – und vielleicht sogar noch erheblich höher. Viele der Unternehmen – insbesondere kleine Geschäfte, Restaurants und Dienstleister – die „vorübergehend“ geschlossen sind, werden dann tatsächlich nie wieder aufmachen.

Denkt man über die Natur der momentanen Krise nach, kann man sich auch ein rigoroses und aufdringliches System der Identifizierung infizierter Menschen vorstellen, um ihre Kontakte sofort verfolgen zu können. Mithilfe moderner Überwachungstechnologie ist es möglich zu bestimmen, wer neben einem im Bus saß oder wer einem beim Einkaufen eine Quittung ausgehändigt hat. Aber obwohl solche Informationen zum Eindämmen von Infektionen enorm wertvoll sein können, ist ihre Erhebung mit einem genauso enormen Verlust an Privatsphäre verbunden.

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