WASHINGTON, D.C. – Im grundlegendsten Sinne besteht das Ziel wirtschaftlicher Entwicklung in der Ausrottung der Armut. Gemessen an dieser Zielsetzung wurden erhebliche Fortschritte erzielt: Die Zahl in extremer Armut lebender Menschen ist, vor allem dank des rasanten Wirtschaftswachstums in den bevölkerungsreichsten Ländern Asiens, von 1,9 Milliarden im Jahr 1990 auf schätzungsweise 615 Millionen heute gesunken.
Doch genauso, wie man sagt, dass die letzten Kilometer eines Marathons die schwersten sind, reichen die bisherigen Fortschritte nicht aus, um die Armutsbekämpfung über die Ziellinie zu bringen. Nun, da das stärkste Bevölkerungswachstum in Ländern stattfindet, in denen die Armut nach wie vor tief verwurzelt ist, und der Motor der Globalisierung nicht mehr so stark ist wie früher, dürfte Wachstum allein hierfür nicht ausreichen. Zudem ist die Überwindung der Armut lediglich ein Schritt auf dem Weg zu echtem Wohlstand. Um die Leiter der Chancen auf alle auszuweiten und die Armen in dynamische wirtschaftliche Aktivitäten zu integrieren, bedarf es alternativer und ergänzender Ansätze.
Helfen würde in diesem Zusammenhang die Förderung der Finanzinklusion, denn Armut hängt nicht bloß davon ab, wie viel ein Mensch verdient. Es geht auch darum, was er sich von seinem Einkommen kaufen kann. Wenn wir die Kosten für Waren und Dienstleistungen senken und diese dadurch für diejenigen, die wenig haben, erschwinglicher machen, kann das die Armut verringern. Während die Regierungen der hochentwickelten Volkswirtschaften häufig grundlegende Dienstleistungen bereitstellen, ist dies im Globalen Süden, wo die staatlichen Leistungen begrenzt sind, nicht der Fall. In vielen Ländern des Globalen Südens sind grundlegende Güter und Dienstleistungen für die Armen mitunter teurer, und es ist oft kostspieliger, dieses Gesellschaftssegment zu erreichen, weil es nur geringe Mengen an Produkten kauft.
Die Finanzunternehmen waren bei der Überwindung dieser Hindernisse besonders effektiv. Indem sie die Kosten für Dienstleistungen gesenkt und den Zugang dazu ausgeweitet haben, haben sie gezeigt, wie die Inklusion eine breiter angelegte Entwicklung fördern kann. Um die Schwellenwerte zu untersuchen, ab denen Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten, hat World Data Lab seine Konsummodelle mit Unterstützung des Mastercard Center for Inclusive Growth mit der Findex-Datenbank der Weltbank kombiniert.
Unsere Untersuchung zeigt, dass eine zunehmende Finanzinklusion, die von einfachen mobilen Geldbörsen bis hin zu vollwertigen Bankdienstleistungen reicht, den Armen unverhältnismäßig stark zugutekommt. Wir haben uns dabei auf die sechs Milliarden Erwachsenen der Welt konzentriert – Menschen im Alter ab 15 Jahren, die mit größerer Wahrscheinlichkeit wirtschaftlich aktiv sind – und sie je nach Konsumniveau in Kohorten von je einer Milliarde Menschen eingeteilt.
Die ärmste Milliarde Menschen, die weniger als fünf Dollar pro Tag ausgibt, war früher von Finanzdienstleistungen ausgeschlossen – ihr wirtschaftliches Leben basierte ausschließlich auf Barzahlungen. In den letzten zehn Jahren jedoch hat insbesondere in Indien und den afrikanischen Ländern eine stille Revolution im Bereich mobilen Geldes und digitaler Zahlungen stattgefunden. Infolgedessen hat nun mehr als ein Drittel der ärmsten Milliarde Erwachsener weltweit Zugang zu Finanzdienstleistungen (siehe Abb. 1).
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[Abb. 1]
Vorangetrieben wurden diese Zuwächse durch das Zusammenspiel aus Einkommenszuwachseffekt (durch den mehr Menschen die Einkommensschwelle überschritten haben, die sie „bankfähig“ macht) und Preiseffekt (durch den die Kosten für die Erbringung von Finanzdienstleistungen für Menschen ohne Bankverbindung gesunken sind).
Im Jahr 2015 hatten rund 3,4 Milliarden Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Damals lag der „Preispunkt“ für den Zugang zum Finanzsystem (bei Kaufkraftparität mit 2017) bei etwa acht Dollar pro Tag. Damit blieben zwei Milliarden Menschen – fast 40 % der damaligen erwachsenen Weltbevölkerung – ausgeschlossen. In den letzten zehn Jahren ist durch das Wirtschaftswachstum eine größere globale Mittelschicht entstanden. Gleichzeitig ist die Kostenschwelle für den Zugang zu Finanzdienstleistungen dank technologischer Innovationen wie mobilem Geld und digitalem Banking erheblich gesunken.
Das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren hat es seit 2015 ermöglicht, dass 1,4 Milliarden Menschen zusätzlich Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten haben – etwa 800 Millionen durch den Einkommenswachstumseffekt und weitere 600 Millionen durch den Preiseffekt. Die durchschnittliche globale Schwelle für den Zugang zum Finanzsystem ist auf fünf Dollar pro Tag gesunken. Diese die Auswirkungen digitaler Geldsysteme widerspiegelnde niedrigere Zugangsschwelle hat die Inklusion armer Menschen deutlich verbessert. In den Ländern mit der diesbezüglich besten Entwicklung – insbesondere in Afrika – können Finanzdienstleistungen zu einem Preispunkt von zwei Dollar pro Tag angeboten werden, und damit unter der Grenze für extreme Armut von 2,15 Dollar pro Tag.
Die in den letzten zehn Jahren erzielten Fortschritte beweisen, dass sich Finanzinklusion mit der richtigen Mischung aus Innovation, Investitionen und Zusammenarbeit erreichen lässt. Jetzt, wo wir uns der letzten Meile im Kampf gegen die Armut nähern, müssen wir uns darauf konzentrieren, die am stärksten marginalisierten Gemeinschaften in die Finanzwelt zu integrieren.
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Recent demonstrations in Gaza have pushed not only for an end to the war, but also for an end to Hamas's rule, thus echoing Israel's own stated objectives. Yet the Israeli government, consumed by its own internal politics, has barely acknowledged this unprecedentedly positive development.
underscores the unprecedented nature of recent demonstrations in the war-ravaged enclave.
“Agentic AI” represents a crossroads. While AI could be a good adviser to humans – furnishing us with useful, reliable, and relevant information in real time – autonomous AI agents are likely to usher in many foreseeable problems, while eroding many of the gains that the technology might have offered.
sees a technological crossroads ahead – and argues that one path should not be taken.
WASHINGTON, D.C. – Im grundlegendsten Sinne besteht das Ziel wirtschaftlicher Entwicklung in der Ausrottung der Armut. Gemessen an dieser Zielsetzung wurden erhebliche Fortschritte erzielt: Die Zahl in extremer Armut lebender Menschen ist, vor allem dank des rasanten Wirtschaftswachstums in den bevölkerungsreichsten Ländern Asiens, von 1,9 Milliarden im Jahr 1990 auf schätzungsweise 615 Millionen heute gesunken.
Doch genauso, wie man sagt, dass die letzten Kilometer eines Marathons die schwersten sind, reichen die bisherigen Fortschritte nicht aus, um die Armutsbekämpfung über die Ziellinie zu bringen. Nun, da das stärkste Bevölkerungswachstum in Ländern stattfindet, in denen die Armut nach wie vor tief verwurzelt ist, und der Motor der Globalisierung nicht mehr so stark ist wie früher, dürfte Wachstum allein hierfür nicht ausreichen. Zudem ist die Überwindung der Armut lediglich ein Schritt auf dem Weg zu echtem Wohlstand. Um die Leiter der Chancen auf alle auszuweiten und die Armen in dynamische wirtschaftliche Aktivitäten zu integrieren, bedarf es alternativer und ergänzender Ansätze.
Helfen würde in diesem Zusammenhang die Förderung der Finanzinklusion, denn Armut hängt nicht bloß davon ab, wie viel ein Mensch verdient. Es geht auch darum, was er sich von seinem Einkommen kaufen kann. Wenn wir die Kosten für Waren und Dienstleistungen senken und diese dadurch für diejenigen, die wenig haben, erschwinglicher machen, kann das die Armut verringern. Während die Regierungen der hochentwickelten Volkswirtschaften häufig grundlegende Dienstleistungen bereitstellen, ist dies im Globalen Süden, wo die staatlichen Leistungen begrenzt sind, nicht der Fall. In vielen Ländern des Globalen Südens sind grundlegende Güter und Dienstleistungen für die Armen mitunter teurer, und es ist oft kostspieliger, dieses Gesellschaftssegment zu erreichen, weil es nur geringe Mengen an Produkten kauft.
Die Finanzunternehmen waren bei der Überwindung dieser Hindernisse besonders effektiv. Indem sie die Kosten für Dienstleistungen gesenkt und den Zugang dazu ausgeweitet haben, haben sie gezeigt, wie die Inklusion eine breiter angelegte Entwicklung fördern kann. Um die Schwellenwerte zu untersuchen, ab denen Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten, hat World Data Lab seine Konsummodelle mit Unterstützung des Mastercard Center for Inclusive Growth mit der Findex-Datenbank der Weltbank kombiniert.
Unsere Untersuchung zeigt, dass eine zunehmende Finanzinklusion, die von einfachen mobilen Geldbörsen bis hin zu vollwertigen Bankdienstleistungen reicht, den Armen unverhältnismäßig stark zugutekommt. Wir haben uns dabei auf die sechs Milliarden Erwachsenen der Welt konzentriert – Menschen im Alter ab 15 Jahren, die mit größerer Wahrscheinlichkeit wirtschaftlich aktiv sind – und sie je nach Konsumniveau in Kohorten von je einer Milliarde Menschen eingeteilt.
Die ärmste Milliarde Menschen, die weniger als fünf Dollar pro Tag ausgibt, war früher von Finanzdienstleistungen ausgeschlossen – ihr wirtschaftliches Leben basierte ausschließlich auf Barzahlungen. In den letzten zehn Jahren jedoch hat insbesondere in Indien und den afrikanischen Ländern eine stille Revolution im Bereich mobilen Geldes und digitaler Zahlungen stattgefunden. Infolgedessen hat nun mehr als ein Drittel der ärmsten Milliarde Erwachsener weltweit Zugang zu Finanzdienstleistungen (siehe Abb. 1).
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[Abb. 1]
Vorangetrieben wurden diese Zuwächse durch das Zusammenspiel aus Einkommenszuwachseffekt (durch den mehr Menschen die Einkommensschwelle überschritten haben, die sie „bankfähig“ macht) und Preiseffekt (durch den die Kosten für die Erbringung von Finanzdienstleistungen für Menschen ohne Bankverbindung gesunken sind).
Im Jahr 2015 hatten rund 3,4 Milliarden Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Damals lag der „Preispunkt“ für den Zugang zum Finanzsystem (bei Kaufkraftparität mit 2017) bei etwa acht Dollar pro Tag. Damit blieben zwei Milliarden Menschen – fast 40 % der damaligen erwachsenen Weltbevölkerung – ausgeschlossen. In den letzten zehn Jahren ist durch das Wirtschaftswachstum eine größere globale Mittelschicht entstanden. Gleichzeitig ist die Kostenschwelle für den Zugang zu Finanzdienstleistungen dank technologischer Innovationen wie mobilem Geld und digitalem Banking erheblich gesunken.
Das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren hat es seit 2015 ermöglicht, dass 1,4 Milliarden Menschen zusätzlich Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten haben – etwa 800 Millionen durch den Einkommenswachstumseffekt und weitere 600 Millionen durch den Preiseffekt. Die durchschnittliche globale Schwelle für den Zugang zum Finanzsystem ist auf fünf Dollar pro Tag gesunken. Diese die Auswirkungen digitaler Geldsysteme widerspiegelnde niedrigere Zugangsschwelle hat die Inklusion armer Menschen deutlich verbessert. In den Ländern mit der diesbezüglich besten Entwicklung – insbesondere in Afrika – können Finanzdienstleistungen zu einem Preispunkt von zwei Dollar pro Tag angeboten werden, und damit unter der Grenze für extreme Armut von 2,15 Dollar pro Tag.
Die in den letzten zehn Jahren erzielten Fortschritte beweisen, dass sich Finanzinklusion mit der richtigen Mischung aus Innovation, Investitionen und Zusammenarbeit erreichen lässt. Jetzt, wo wir uns der letzten Meile im Kampf gegen die Armut nähern, müssen wir uns darauf konzentrieren, die am stärksten marginalisierten Gemeinschaften in die Finanzwelt zu integrieren.
Aus dem Englischen von Jan Doolan