BRASÍLIA – Die Welt muss vom momentanen Energiesystem, das von fossilen Brennstoffen bestimmt ist, zur Kohlenstoffneutralität übergehen. Dabei leuchtet es ein, dass die Länder dazu erneuerbare Energien fördern und in das Stromnetz integrieren, die Energieeffizienz steigern, die Infrastruktur verbessern und die Verwaltung der Strom- und Energiemärkte verfeinern müssen. Weniger offensichtlich ist, dass der Erfolg davon abhängt, dass Frauen zu diesem Wandel genauso beitragen können wie Männer.
Der energiepolitische Wandel unterscheidet sich je nach den Entwicklungsprioritäten der Länder, dem Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu Stromnetzen, dem momentanen Energiemix und der prognostizierten Nachfrage. Einige Veränderungen könnten schon dadurch bewirkt werden, alte, nicht mehr nachhaltige Substanz umzurüsten, um Kohlendioxidemissionen zu verringern. Andere könnten ein Teil einer vielfältigen Entwicklungsstrategie für gesellschaftlichen Wandel sein, zu dem auch Geschlechtergleichheit und Inklusion gehören. Aber alle Länder müssen sich dafür engagieren, Arbeitsplätze zu schaffen und niemanden zurückzulassen.
Obwohl sich die verfügbaren Daten erheblich unterscheiden, sind weltweit wahrscheinlich – höchstens – ein Drittel der Arbeitskräfte im Bereich der nachhaltigen Energien Frauen. In den so genannten MINT-Berufszweigen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und in leitenden Positionen ist ihr Anteil meist noch viel niedriger. Da überrascht es nicht, dass auch das Bewusstsein für die Geschlechterdynamik am Arbeitsplatz gering ist. Darüber hinaus mangelt es an Maßnahmen, die dazu beitragen könnten, das bestehende Ungleichgewicht im Sektor zu beheben – wie flexible Arbeitszeiten, Elternzeit, Programme zur Rückkehr an den Arbeitsplatz, unvoreingenommene Einstellungsverfahren und Beförderung sowie geschlechtergleich besetzte Vorstände und Gremien.
Diese Barrieren für die vollständige Beteiligung von Frauen sind in erster Linie ein Verstoß gegen die Menschenrechte, und insbesondere gegen die Rechte der Frauen auf vollständige und gleiche Teilhabe am Leben ihrer Gemeinschaft. Daher haben die Regierungen die Pflicht, die Diskriminierung gegen Frauen zu unterbinden und den politischen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen sie ermächtigt und gefördert werden können.
Zudem entzieht die Unterrepräsentierung von Frauen dem energiepolitischen Wandel vielfältige Talente und verhindert damit die Veränderungen, die erforderlich sind, um die globalen Klimaziele und die Ziele Nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen. Im Umkehrschluss ist die gleiche Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt nachweislich gut für die Unternehmen, die Wirtschaft, die soziale Entwicklung und die Umwelt.
Diese Ergebnisse sind nicht neu. Beispielsweise betont die Weltbank in ihrem Weltentwicklungsbericht von 2012, dass die Geschlechtergleichheit nicht nur ein zentrales Entwicklungsziel an sich ist, sondern auch die Produktivität einer Volkswirtschaft und die Aussichten zukünftiger Generationen verbessert. Und während des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs von 2009 kam eine globale Umfrage der Beratungsfirma McKinsey & Company zu dem Ergebnis, dass Frauen in Führungspositionen „in und nach der Krise einen Wettbewerbsvorteil“ darstellen. Auch ein höherer Prozentsatz von Frauen in Entscheidungspositionen verbessert Innovationen und Profitabilität, verringert Risiken und verbessert die Maßnahmen für Nachhaltigkeit.
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Der Wandel hin zur Grünen Energie bietet Gelegenheiten, um systemischer Geschlechterdiskriminierung zu begegnen und es den Gesellschaften zu ermöglichen, die Früchte einer diverseren Arbeitnehmerschaft zu ernten. Dies liegt teilweise daran, dass nachhaltige Energie ein neues und schnell wachsendes Feld ist: Es wird erwartet, dass die Anzahl der weltweiten Angestellten in diesem Sektor von schätzungsweise 11 Millionen heute auf 42 Millionen im Jahr 2050 steigt. Zusätzlich erfordert der Umfang dieses Wandels ein breites Feld von Fähigkeiten wie Bauingenieurwesen, Umweltwissenschaften, Marketing, Lehrtätigkeit und gemeinschaftliches Handeln.
Die gute Nachricht ist, dass Regierungen, Unternehmen und Universitäten in aller Welt eine Vielzahl von Strategien einführen, um den Grünen Wandel diverser und inklusiver zu machen. Beispielsweise sieht die Verfassung von Ruanda aus dem Jahr 2003 eine verpflichtende Minimalquote von 30% Frauen in allen Institutionen zur Entscheidungsfindung vor – einschließlich jener, die mit nachhaltiger Entwicklung und Energie in Verbindung stehen. Diese Quote hat ein starkes Signal an die Gesellschaft gesendet und wurde bei den Parlamentswahlen von 2013 und 2018, bei denen Frauen über 60% der Sitze erlangen konnten, mehr als doppelt erfüllt.
Anderswo im Energiesektor hat Wind Denmark die bereits jetzt großzügige Politik der Elternzeit des Landes für sowohl Frauen als auch Männer noch übertroffen, während ScottishPowerein Programm für die „Rückkehr zur Arbeit“ aufgelegt hat. Und der Turbinenhersteller Siemens Gamesa fördert flexible Arbeitsbedingungen und transparente Pay-Gap-Analysen, was die britische Regierung kürzlich zu einer Bestätigung der Tatsache bewegt hat, dass die weiblichen Angestellten des Unternehmens in Großbritannien 95% dessen verdienen, was ihre männlichen Kollegen bekommen.
Auch akademische Institutionen und NROs spielen eine wichtige Rolle. Die australische Universität UNSW in Sydneyberichtet seit der Gründung ihres Programms für Frauen in Ingenieurberufen von 2014 über eine 78%ige Steigerung der Einschreibung von Frauen. Und Global Women’s Network for the Energy Transition, eine internationale NRO, die Kontakte, Mentoring und Ausbildungsprogramme für im Sektor beschäftigte Frauen anbietet, hat kürzlich eine Studie darüber veröffentlicht, wie nachhaltige Energie geschlechtsdiverser gestaltet werden kann.
Veränderungen im Energiebereich sind wichtig, um die globale Erwärmung zu begrenzen und eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Sie zu erreichen liegt im Interesse aller Beteiligten. Während die Länder nach COVID-19 überall an einem „besseren Wiederaufbau“ arbeiten, müssen Strategien zum Energiewandel in allen Stimuluspaketen ein entscheidendes Element sein. Und ihr Erfolg wird viel wahrscheinlicher, wenn Frauen dabei eine zentrale Rolle spielen.
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Not only did Donald Trump win last week’s US presidential election decisively – winning some three million more votes than his opponent, Vice President Kamala Harris – but the Republican Party he now controls gained majorities in both houses on Congress. Given the far-reaching implications of this result – for both US democracy and global stability – understanding how it came about is essential.
By voting for Republican candidates, working-class voters effectively get to have their cake and eat it, expressing conservative moral preferences while relying on Democrats to fight for their basic economic security. The best strategy for Democrats now will be to permit voters to face the consequences of their choice.
urges the party to adopt a long-term strategy aimed at discrediting the MAGA ideology once and for all.
BRASÍLIA – Die Welt muss vom momentanen Energiesystem, das von fossilen Brennstoffen bestimmt ist, zur Kohlenstoffneutralität übergehen. Dabei leuchtet es ein, dass die Länder dazu erneuerbare Energien fördern und in das Stromnetz integrieren, die Energieeffizienz steigern, die Infrastruktur verbessern und die Verwaltung der Strom- und Energiemärkte verfeinern müssen. Weniger offensichtlich ist, dass der Erfolg davon abhängt, dass Frauen zu diesem Wandel genauso beitragen können wie Männer.
Der energiepolitische Wandel unterscheidet sich je nach den Entwicklungsprioritäten der Länder, dem Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu Stromnetzen, dem momentanen Energiemix und der prognostizierten Nachfrage. Einige Veränderungen könnten schon dadurch bewirkt werden, alte, nicht mehr nachhaltige Substanz umzurüsten, um Kohlendioxidemissionen zu verringern. Andere könnten ein Teil einer vielfältigen Entwicklungsstrategie für gesellschaftlichen Wandel sein, zu dem auch Geschlechtergleichheit und Inklusion gehören. Aber alle Länder müssen sich dafür engagieren, Arbeitsplätze zu schaffen und niemanden zurückzulassen.
Obwohl sich die verfügbaren Daten erheblich unterscheiden, sind weltweit wahrscheinlich – höchstens – ein Drittel der Arbeitskräfte im Bereich der nachhaltigen Energien Frauen. In den so genannten MINT-Berufszweigen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und in leitenden Positionen ist ihr Anteil meist noch viel niedriger. Da überrascht es nicht, dass auch das Bewusstsein für die Geschlechterdynamik am Arbeitsplatz gering ist. Darüber hinaus mangelt es an Maßnahmen, die dazu beitragen könnten, das bestehende Ungleichgewicht im Sektor zu beheben – wie flexible Arbeitszeiten, Elternzeit, Programme zur Rückkehr an den Arbeitsplatz, unvoreingenommene Einstellungsverfahren und Beförderung sowie geschlechtergleich besetzte Vorstände und Gremien.
Diese Barrieren für die vollständige Beteiligung von Frauen sind in erster Linie ein Verstoß gegen die Menschenrechte, und insbesondere gegen die Rechte der Frauen auf vollständige und gleiche Teilhabe am Leben ihrer Gemeinschaft. Daher haben die Regierungen die Pflicht, die Diskriminierung gegen Frauen zu unterbinden und den politischen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen sie ermächtigt und gefördert werden können.
Zudem entzieht die Unterrepräsentierung von Frauen dem energiepolitischen Wandel vielfältige Talente und verhindert damit die Veränderungen, die erforderlich sind, um die globalen Klimaziele und die Ziele Nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen. Im Umkehrschluss ist die gleiche Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt nachweislich gut für die Unternehmen, die Wirtschaft, die soziale Entwicklung und die Umwelt.
Diese Ergebnisse sind nicht neu. Beispielsweise betont die Weltbank in ihrem Weltentwicklungsbericht von 2012, dass die Geschlechtergleichheit nicht nur ein zentrales Entwicklungsziel an sich ist, sondern auch die Produktivität einer Volkswirtschaft und die Aussichten zukünftiger Generationen verbessert. Und während des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs von 2009 kam eine globale Umfrage der Beratungsfirma McKinsey & Company zu dem Ergebnis, dass Frauen in Führungspositionen „in und nach der Krise einen Wettbewerbsvorteil“ darstellen. Auch ein höherer Prozentsatz von Frauen in Entscheidungspositionen verbessert Innovationen und Profitabilität, verringert Risiken und verbessert die Maßnahmen für Nachhaltigkeit.
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Der Wandel hin zur Grünen Energie bietet Gelegenheiten, um systemischer Geschlechterdiskriminierung zu begegnen und es den Gesellschaften zu ermöglichen, die Früchte einer diverseren Arbeitnehmerschaft zu ernten. Dies liegt teilweise daran, dass nachhaltige Energie ein neues und schnell wachsendes Feld ist: Es wird erwartet, dass die Anzahl der weltweiten Angestellten in diesem Sektor von schätzungsweise 11 Millionen heute auf 42 Millionen im Jahr 2050 steigt. Zusätzlich erfordert der Umfang dieses Wandels ein breites Feld von Fähigkeiten wie Bauingenieurwesen, Umweltwissenschaften, Marketing, Lehrtätigkeit und gemeinschaftliches Handeln.
Die gute Nachricht ist, dass Regierungen, Unternehmen und Universitäten in aller Welt eine Vielzahl von Strategien einführen, um den Grünen Wandel diverser und inklusiver zu machen. Beispielsweise sieht die Verfassung von Ruanda aus dem Jahr 2003 eine verpflichtende Minimalquote von 30% Frauen in allen Institutionen zur Entscheidungsfindung vor – einschließlich jener, die mit nachhaltiger Entwicklung und Energie in Verbindung stehen. Diese Quote hat ein starkes Signal an die Gesellschaft gesendet und wurde bei den Parlamentswahlen von 2013 und 2018, bei denen Frauen über 60% der Sitze erlangen konnten, mehr als doppelt erfüllt.
In der Unternehmenswelt nahm die türkische Firma Polat Energy kürzlich einen „Geschlechterkredit“ in Höhe von 44 Millionen Dollar auf, um den Bau des größten Windparks der Türkei zu finanzieren. Zeigt das Unternehmen, dass es sich relativ zu einem ursprünglichen Anfangswert weiterhin in Richtung Geschlechtergleichheit bewegt, verbessern sich die Kreditbedingungen.
Anderswo im Energiesektor hat Wind Denmark die bereits jetzt großzügige Politik der Elternzeit des Landes für sowohl Frauen als auch Männer noch übertroffen, während ScottishPowerein Programm für die „Rückkehr zur Arbeit“ aufgelegt hat. Und der Turbinenhersteller Siemens Gamesa fördert flexible Arbeitsbedingungen und transparente Pay-Gap-Analysen, was die britische Regierung kürzlich zu einer Bestätigung der Tatsache bewegt hat, dass die weiblichen Angestellten des Unternehmens in Großbritannien 95% dessen verdienen, was ihre männlichen Kollegen bekommen.
Auch akademische Institutionen und NROs spielen eine wichtige Rolle. Die australische Universität UNSW in Sydneyberichtet seit der Gründung ihres Programms für Frauen in Ingenieurberufen von 2014 über eine 78%ige Steigerung der Einschreibung von Frauen. Und Global Women’s Network for the Energy Transition, eine internationale NRO, die Kontakte, Mentoring und Ausbildungsprogramme für im Sektor beschäftigte Frauen anbietet, hat kürzlich eine Studie darüber veröffentlicht, wie nachhaltige Energie geschlechtsdiverser gestaltet werden kann.
Veränderungen im Energiebereich sind wichtig, um die globale Erwärmung zu begrenzen und eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Sie zu erreichen liegt im Interesse aller Beteiligten. Während die Länder nach COVID-19 überall an einem „besseren Wiederaufbau“ arbeiten, müssen Strategien zum Energiewandel in allen Stimuluspaketen ein entscheidendes Element sein. Und ihr Erfolg wird viel wahrscheinlicher, wenn Frauen dabei eine zentrale Rolle spielen.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff