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Putins totalitäre Herrschaft und ihre Ursprünge

NEW YORK – Ende 1999, als der kranke Boris Jelzin unter den Offizieren der Geheimdienste nach einem Nachfolger suchte, machte in Russland ein düsterer Witz die Runde. „Warum sind Kommunisten besser als der KGB“, war der Aufhänger. „Weil der Kommunist dir auf die Finger haut, aber der KGB dir den Kopf abschlägt.“ Eigentlich war es mehr Warnung als Witz. Leider haben das die meisten Russen nicht verstanden.

Im selben Jahr war Wladimir Putin, ein KGB-Mann der inzwischen dessen Nachfolgeorganisation FSB leitete, zum Ministerpräsident ernannt worden. Kurz nach seiner Ernennung witzelte er angeblich mit seinen ehemaligen Kollegen vom FSB, „die Infiltration der höchsten Regierungsebene ist geglückt.“ Auch da hätten schon die Alarmglocken läuten müssen – nicht zuletzt, weil Putin lange ein Bewunderer von Juri Andropow war, dem ehemaligen KGB-Chef, der die Sowjetunion für zwei lange Jahre mit eiserner Faust regiert hatte.

Angesichts des wirtschaftlichen und politischen Chaos nach dem Fall der Sowjetunion wünschten sich die Menschen Ende der 1990er-Jahre Stabilität und waren dafür sogar bereit, den KGB wieder in die obersten Führungsetagen der Regierung zu lassen. Dies bot Putin, der im Jahr 2000 zum Präsident gewählt worden war, die Chance, sich wie sein Vorbild Andropow Macht über alle Aspekte des russischen Systems und nicht zuletzt die Öl- und Gasindustrie und andere strategische Wirtschaftsbereiche zu sichern.

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