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Amerikas Stahlwahnsinn

WASHINGTON, DC – Ende letzten Jahres kündigte der japanische Stahlkonzern Nippon Steel an, er habe sich auf die Übernahme der US Steel Corporation für 14,1 Milliarden Dollar geeinigt – was ihn hinsichtlich der Kapazität zum zweitgrößten Stahlproduzenten der Welt machen würde. Nippon Steel erklärte sich bereit, weiterhin den Namen US Steel zu verwenden; dessen Konzernzentrale in Pittsburgh, Pennsylvania beizubehalten; alle Verträge mit gewerkschaftlich vertretenen Arbeitern anzuerkennen; und die Produktionsanlagen weiter zu betreiben – und technologisch aufzurüsten, um die Produktivität an das japanische Niveau anzunähern. Außerdem hat der japanische Konzern versprochen, keine bestehenden Produktionskapazitäten oder Arbeitsplätze nach Übersee zu verlagern. Dies sind sehr gute Bedingungen.

Allerdings traf die Ankündigung auf starken und parteiübergreifenden politischen Widerstand: Der republikanische Senator J.D. Vance meinte, der Deal laufe darauf hinaus, ein „entscheidendes Stück der industriellen amerikanischen Verteidigungsbasis“ für Cash an Ausländer „zu verschleudern“. Der demokratische Senator Joe Manchin nannte ihn eine „direkte Bedrohung“ für die nationale Sicherheit der USA. Und der demokratische Senator Sherrod Brown drängte US-Präsident Joe Biden, „alle Möglichkeiten“ zu untersuchen, „die amerikanische Stahlindustrie, die amerikanischen Stahlarbeiter sowie unsere nationale und wirtschaftliche Sicherheit zu schützen“.

Nun hat das Weiße Haus eine „ernsthafte Untersuchung“ der Vereinbarung angekündigt. Dazu gehört auch eine Überprüfung durch die US-Kommission für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (CFIUS), um zu bestimmen, ob sie mit den US-amerikanischen Sicherheitsinteressen in Einklang steht. Auch die Vereinigte Gewerkschaft der Stahlarbeiter hat sich gegen die Übernahme ausgesprochen.

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