kuttab56_Shaun Botterill - FIFAFIFA via Getty Images_moroccoworldcupbounou Shaun Botterill/FIFA via Getty Images

Eine siegreiche WM-Strategie für die arabische Welt

AMMAN – Seit Jahrzehnten leidet die arabische Welt unter ihrer Uneinigkeit. Obwohl sie durch Geographie, Sprache und Kultur miteinander verbunden ist, hat der mangelnde Zusammenhalt der Region ausländischen Mächten lange Zeit erlaubt, ihre Ressourcen zu plündern. Das Erbe der kolonialen Teilungs- und Herrschaftstaktik ist nach wie vor allgegenwärtig, und die Engstirnigkeit hat die Araber daran gehindert, ihren enormen Ölreichtum und ihre relativ gut ausgebildete Bevölkerung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Doch die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft hat uns einen anderen Weg gezeigt.

Nach einer Reihe unerwarteter Siege der arabischen Länder hat sich der Fußball als großer Einiger erwiesen. Im November schlug Saudi-Arabien Argentinien, Tunesien besiegte Frankreich und Marokko schlug Belgien. In der K.-o.-Phase schrieb Marokko dann Geschichte, indem es sowohl Spanien als auch Portugal ausschaltete und sich als erstes arabisches Land einen Platz im Halbfinale sicherte.

Die Siege Marokkos waren das Ergebnis eines perfekt ausgearbeiteten Plans von Trainer Walid Regragui, der Torhüter Yassine Bounou in den Mittelpunkt der Mannschaft stellte. Bounou vereitelte wiederholt die Versuche der Spanier, ein Tor zu erzielen, und im Verlauf des Elfmeterschießens schaltete Marokko die Spanier schließlich aus. Auch die portugiesischen Angreifer fanden kein Mittel, um Bounou zu überwinden, so dass Regraguis Mannschaft einen überraschenden 1:0-Sieg einfuhr. „Ich versuche mich zu erinnern, wann es bei einer Weltmeisterschaft schon einmal einen solchen Schock gegeben hat“, sagte ein Kommentator gegenüber der BBC. „Kneif mich, ich träume“, sagte Bounou.

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