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Die Grenzen der extremen COVID-Geldpolitik

LONDON – Angesichts des durch die COVID-19-Pandemie bedingten Produktionseinbruchs fragen sich viele, wie weit sich die Geldpolitik strecken lässt, um die Wirtschaft zu stützen. Für die US Federal Reserve scheinen Negativzinsen eine faktische Grenze darzustellen – nicht, weil eine derartige Maßnahme technisch nicht machbar wäre, sondern weil sie politisch nicht akzeptabel wäre. Doch für die Europäische Zentralbank, die Bank von England und die Bank von Japan scheint es keine Grenze zu geben.

Die EZB hat die Zinsen schon lange ins Negative gesenkt, und der Gouverneur der Bank von England, Andrew Bailey, zieht diese Option für das Vereinigte Königreich Berichten zufolge „sehr sorgfältig in Betracht“. Und auch der Gouverneur der Bank von Japan, Haruhiko Kuroda, hat eine weitere Lockerung der Geldpolitik oder eine sonstige Steigerung der Wertpapierkäufe seitens der Bank nicht ausgeschlossen, obwohl er deren derzeitige Maßnahmen für die derzeitige Situation als angemessen betrachtet.

Die Frage ist, ob es sinnvoll ist, den Weg der extremen Geldpolitik weiterzugehen. Das berühmte Versprechen des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi, zu tun, „was immer nötig ist“, um den Euro zu stützen, hat sich in der aktuellen Krise zum Mantra aller politischen Entscheidungsträger entwickelt. Doch wäre die Ausweitung der Fiskalpolitik nicht eine bessere Methode, um diese Zusage zu erfüllen? Um eine Aussage des Chairman der Fed, Jerome Powell, umzuformulieren: Die Notenbanken haben die Mittel zur Kreditvergabe, aber nicht die Kaufkraft – und Kaufkraft ist, was derzeit gebraucht wird.

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