emmott42_TORU YAMANAKAAFP via Getty Image_japannavy Toru Yamanaka/AFP via Getty Images

Wie Abschreckung für Japan aussehen würde

LONDON: Japans Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine und die kurz zuvor von Russland und China verkündete „strategische Partnerschaft“ war beeindruckend bestimmt. Der Vorschlag der Regierung zu einer annähernden Verdoppelung des Verteidigungshaushalts des Landes während der nächsten fünf Jahre zeigt politischen Realismus und praktische Entschlossenheit. Die zentrale Frage ist jetzt, wofür das Geld ausgegeben werden sollte.

In seinen neuen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsstrategien erkennt Japan an, dass es zur seiner Verteidigung und zur Wahrung des Friedens in der Region weiterhin mit Verbündeten zusammenarbeiten muss – insbesondere den USA, mit denen es seit 1951 ein Sicherheitsabkommen geschlossen hat. Doch enthalten diese Dokumente zugleich Neues. Die Regierung bekundet darin öffentlich ihre Entschlossenheit, selbst die Führungsrolle bei Japans Verteidigung zu übernehmen und andere von Versuchen „einseitiger Veränderungen des Status quo“ abzuschrecken.

Dieses Bekenntnis zur Abschreckung ist die wichtigste Aufgabe, die Japan sich gestellt hat. Aber auch die schwierigste. Es bedeutet, vor einem konventionellen oder nuklearen nordkoreanischen Angriff abzuschrecken. Es bedeutet, einen Angriff durch Russland abzuschrecken (etwa von den vier Kurilen vor der Nordküste Japans, die die Sowjetunion in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs annektierte). Vor allem aber bedeutet es, vor Schritten Chinas gegen Taiwan oder gegen Japans strategisch gelegene Nansei-Inseln in der Nähe Taiwans abzuschrecken.

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