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Europa muss Ernst machen bei kritischen Mineralien

LUXEMBURG: Rohstoffe haben in der menschlichen Geschichte schon immer eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung, die internationalen Beziehungen und die Schicksale kompletter Nationen und Kulturen gespielt. Ob Edelmetalle (Silber und Gold), landwirtschaftliche Rohstoffe (Zucker, Kautschuk, Seide und Gewürze) oder Energieträger wie Öl und Gas: Immer wieder haben durch technologische Entwicklungen ausgelöste Änderungen der Nachfrage zu einer Neuordnung des globalen Handelsgefüges geführt, Schicksale verändert und dabei häufig Konflikte und Ausbeutung befeuert.

In den 2020er Jahren werden wir zunehmend abhängiger von einer neuen Gruppe kritischer Rohstoffe, zu denen die seltenen Erden und Metalle wie Lithium, Gallium und Germanium gehören. Die Verwendung dieser Rohstoffe in so ziemlich allem von Solarmodulen, Batterien und Windrädern bis hin zu Computerchips für die Industrie und Verteidigung macht sie unverzichtbar für die ökologische und die digitale Wende, die ihrerseits unsere Zukunft auf diesem Planeten bestimmen werden.

Europa wird nie in der Lage sein, seine Nachfrage nach seltenen Erden oder Lithium intern zu decken. Aber das sollte auch nicht sein Ziel sein. Ziel ist vielmehr, sich den Zugriff auf kritische Rohstoffe zu sichern, damit wir uns nicht der Gnade jener ausgeliefert sehen, die diese als Waffen nutzen könnten – so wie der Kreml das bei Kohlenwasserstoffen getan hat. Ein derartiger Zugriff ist unverzichtbar, um unsere strategische Autonomie zu stärken, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren und unsere Klimaziele zu erreichen.

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