SAN JOSÉ: Die effiziente Fortbewegung der Menschen ist für jede Gesellschaft unverzichtbar. Gut funktionierende Verkehrsnetze treiben die wirtschaftliche Entwicklung voran und bringen die Menschen einander buchstäblich näher. Doch in vielen Teilen der Welt ist Mobilität eine Frage von Leben und Tod; sie ist schmutzig, unsicher und chaotisch. Umweltverschmutzung und Staus durch Lastwagen, Busse und Autos sind insbesondere in den Schwellenländern für Millionen von Menschen eine tägliche Gefahr.
Zum Glück sind bei der Art und Weise, wie Menschen sich fortbewegen, große Veränderungen im Gange. Erstmals seit Erfindung des modernen Verbrennungsmotors Mitte des 19. Jahrhunderts ist dessen Niedergang absehbar. Die Automobilhersteller haben Pläne für Dutzende von Elektrofahrzeugen vorgestellt, und die Politiker mehrerer europäischer Länder haben ein Auslaufdatum für Benzin- und Dieselfahrzeuge festgelegt. Die Regierungen in Indien und China streben dasselbe an.
Unternehmen weltweit stellen derzeit kühne Prognosen auf, wonach die Elektromobilität die Zukunft des Verkehrswesens sei. Selbst jene, die bei einer Abkehr von fossilen Brennstoffen am meisten zu verlieren haben, sind sich bewusst, dass an Elektrofahrzeugen kein Weg vorbei führt. Im Juli hat sogar der CEO von Shell, Ben van Beurden, eingestanden, dass sein nächstes Auto mit Strom fahren wird.
Immer mehr Menschen gelangen zu demselben Schluss, und diejenigen unter uns, die Elektrofahrzeuge als eine der Lösungen für das Problem des Klimawandels propagieren, sind optimistisch, dass wir uns einem Kipppunkt nähern. Der Absatz bei den Elektrofahrzeugen hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht; rund 750.000 derartige Fahrzeuge waren 2016 angemeldet, davon fast die Hälfte in China.
Allerdings liegt es in der Natur des Menschen, sich Veränderungen zu widersetzen, und viele potenzielle Käufer zögern noch immer. Dies ist der Grund, warum die Voreingenommenheiten der Verbraucher in den nächsten Jahren unsere höchste Priorität sein müssen. Es sind eine Reihe von Veränderungen erforderlich, um sicherzustellen, dass Nutzung und Absatz von Elektrofahrzeugen weiter zunehmen.
Zunächst einmal müssen sich die Verbraucher von der Vorstellung verabschieden, dass emissionsfreie Mobilität nur etwas für reiche Leute in den entwickelten Ländern ist. Jedes Jahr sterben aufgrund der Luftverschmutzung 6,5 Millionen Menschen, und 92% der Weltbevölkerung leben an Orten, wo die Luft ungesund ist. Fahrzeugemissionen leisten überall einen hohen Betrag zur Luftverschmutzung. Investitionen in Elektromobilität und -infrastruktur – darunter in die Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrswesens, in Ladestationen und Carsharing-Programme für Elektrofahrzeuge – werden die Entwicklung fördern und nicht beeinträchtigen.
Die Unterstützung derartiger Investitionen erfordert, dass die Menschen sich dem falschen Versprechen „sauberer“ fossiler Brennstoffe verweigern. Einige Branchenvertreter beharren darauf, dass Elektrofahrzeuge noch nicht für die Massenproduktion geeignet sind und dass eine bessere Lösung darin bestünde, effizientere Benzin- und Dieselmotoren zu bauen. Das ist die Geschichte, die wir am häufigsten von Autohändlern in Lateinamerika hören. Doch sind derartige Ansichten gleichermaßen unzutreffend wie eigennützig.
Ich hatte das Glück, aus erster Hand zu erleben, wie sich Elektromobilität anfühlt und wie deutlich derartige Fahrzeuge mit Benzin- bzw. Diesel allein betriebenen Autos überlegen sind. Ich habe in verschiedenen Ländern tausende von Kilometern komplett unter Strom zurückgelegt. Wer als Autofahrer diese saubere, leise und leistungsstarke Technologie erst einmal erlebt hat, dem fällt es schwer, die Schlüssel wieder abzugeben. Regierungen und Verbraucherinitiativen überall auf der Welt müssen zusammenarbeiten, um mehr Menschen ans Steuer dieser inspirierenden Fahrzeuge zu bringen.
Und schließlich müssen wir die strukturellen Ungleichgewichte ansprechen, die im Bereich der Verkehrspolitik bestehen. Vereinfacht gesagt: Diejenigen, die am meisten unter „schmutzigen“ Verkehrsmitteln leiden, haben politisch am wenigsten zu sagen. So zeigen etwa Daten aus Großbritannien, dass die ärmsten Menschen häufig zu Fuß gehen oder Bus fahren. Die Entwicklung emissionsfreier öffentlicher Verkehrsmittel ist daher kaum je eine Spitzenpriorität von Regierungen. Um sie hierzu zu bewegen, müssen die Befürworter derartiger Verkehrsmittel deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen, wie etwa die positiven Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, wirksamer verteidigen.
Den Kurs zu wechseln wird Zeit erfordern. In Costa Rica arbeitet meine Organisation derzeit daran, Unternehmen und Regierungen zur Unterzeichnung eines „Paktes für Elektromobilität“ zu bewegen, um zu Investitionen in eine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge zu ermutigen. Anfang 2018 werden wir ein Online-Register eröffnen, und unser Ziel ist es, bis Ende nächsten Jahres 100 öffentliche und private Organisationen mit an Bord zu holen. Costa Ricas Parlament debattiert zurzeit zudem einen Gesetzesentwurf, um steuerliche Anreize für Elektrofahrzeuge einzuführen.
Andere in Lateinamerika gehen eigene Wege, um die Elektromobilität zu fördern. In Chile etwa stehen Solarenergie und die Verknüpfung zwischen dem Bergbau und der Produktion von Elektrofahrzeugen im Fokus.
Doch werden politische Veränderungen allein Elektrofahrzeuge nicht auf die Überholspur bringen. Hierzu müssen die Verbraucher eine neue Erzählung sauberer Mobilität anzunehmen. In Costa Rica sind wir stolz darauf, dass fast unser gesamter Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, darunter Wasser- und Windkraft sowie Erdwärme. Dies bietet uns einen Anreiz, die weltweite Umstellung von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugen auf Elektroautos, -busse und -züge anzuführen. Wir Costa-Ricaner streben „un país sin muflas“ – ein Land ohne Auspuffrohre – an. Dies auf die gesamte Welt auszuweiten ist das letztliche Ziel.
Natürlich bleibt es ein mühsames Unterfangen, den Elektromotor am nicht mehr zeitgemäßen Verbrennungsmotor vorbeizubringen. Doch neue Technologien wie bessere Akkus und schnellere Ladestationen werden dazu beitragen, diese Umstellung zu beschleunigen. Genau wie der CEO von Shell glaube auch ich, dass die Umstellung auf Elektromobilität unvermeidlich ist. Was wir heute auf den Straßen sehen ist erst der Anfang.
Aus dem Englischen von Jan Doolan
SAN JOSÉ: Die effiziente Fortbewegung der Menschen ist für jede Gesellschaft unverzichtbar. Gut funktionierende Verkehrsnetze treiben die wirtschaftliche Entwicklung voran und bringen die Menschen einander buchstäblich näher. Doch in vielen Teilen der Welt ist Mobilität eine Frage von Leben und Tod; sie ist schmutzig, unsicher und chaotisch. Umweltverschmutzung und Staus durch Lastwagen, Busse und Autos sind insbesondere in den Schwellenländern für Millionen von Menschen eine tägliche Gefahr.
Zum Glück sind bei der Art und Weise, wie Menschen sich fortbewegen, große Veränderungen im Gange. Erstmals seit Erfindung des modernen Verbrennungsmotors Mitte des 19. Jahrhunderts ist dessen Niedergang absehbar. Die Automobilhersteller haben Pläne für Dutzende von Elektrofahrzeugen vorgestellt, und die Politiker mehrerer europäischer Länder haben ein Auslaufdatum für Benzin- und Dieselfahrzeuge festgelegt. Die Regierungen in Indien und China streben dasselbe an.
Unternehmen weltweit stellen derzeit kühne Prognosen auf, wonach die Elektromobilität die Zukunft des Verkehrswesens sei. Selbst jene, die bei einer Abkehr von fossilen Brennstoffen am meisten zu verlieren haben, sind sich bewusst, dass an Elektrofahrzeugen kein Weg vorbei führt. Im Juli hat sogar der CEO von Shell, Ben van Beurden, eingestanden, dass sein nächstes Auto mit Strom fahren wird.
Immer mehr Menschen gelangen zu demselben Schluss, und diejenigen unter uns, die Elektrofahrzeuge als eine der Lösungen für das Problem des Klimawandels propagieren, sind optimistisch, dass wir uns einem Kipppunkt nähern. Der Absatz bei den Elektrofahrzeugen hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht; rund 750.000 derartige Fahrzeuge waren 2016 angemeldet, davon fast die Hälfte in China.
Allerdings liegt es in der Natur des Menschen, sich Veränderungen zu widersetzen, und viele potenzielle Käufer zögern noch immer. Dies ist der Grund, warum die Voreingenommenheiten der Verbraucher in den nächsten Jahren unsere höchste Priorität sein müssen. Es sind eine Reihe von Veränderungen erforderlich, um sicherzustellen, dass Nutzung und Absatz von Elektrofahrzeugen weiter zunehmen.
Zunächst einmal müssen sich die Verbraucher von der Vorstellung verabschieden, dass emissionsfreie Mobilität nur etwas für reiche Leute in den entwickelten Ländern ist. Jedes Jahr sterben aufgrund der Luftverschmutzung 6,5 Millionen Menschen, und 92% der Weltbevölkerung leben an Orten, wo die Luft ungesund ist. Fahrzeugemissionen leisten überall einen hohen Betrag zur Luftverschmutzung. Investitionen in Elektromobilität und -infrastruktur – darunter in die Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrswesens, in Ladestationen und Carsharing-Programme für Elektrofahrzeuge – werden die Entwicklung fördern und nicht beeinträchtigen.
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Die Unterstützung derartiger Investitionen erfordert, dass die Menschen sich dem falschen Versprechen „sauberer“ fossiler Brennstoffe verweigern. Einige Branchenvertreter beharren darauf, dass Elektrofahrzeuge noch nicht für die Massenproduktion geeignet sind und dass eine bessere Lösung darin bestünde, effizientere Benzin- und Dieselmotoren zu bauen. Das ist die Geschichte, die wir am häufigsten von Autohändlern in Lateinamerika hören. Doch sind derartige Ansichten gleichermaßen unzutreffend wie eigennützig.
Ich hatte das Glück, aus erster Hand zu erleben, wie sich Elektromobilität anfühlt und wie deutlich derartige Fahrzeuge mit Benzin- bzw. Diesel allein betriebenen Autos überlegen sind. Ich habe in verschiedenen Ländern tausende von Kilometern komplett unter Strom zurückgelegt. Wer als Autofahrer diese saubere, leise und leistungsstarke Technologie erst einmal erlebt hat, dem fällt es schwer, die Schlüssel wieder abzugeben. Regierungen und Verbraucherinitiativen überall auf der Welt müssen zusammenarbeiten, um mehr Menschen ans Steuer dieser inspirierenden Fahrzeuge zu bringen.
Und schließlich müssen wir die strukturellen Ungleichgewichte ansprechen, die im Bereich der Verkehrspolitik bestehen. Vereinfacht gesagt: Diejenigen, die am meisten unter „schmutzigen“ Verkehrsmitteln leiden, haben politisch am wenigsten zu sagen. So zeigen etwa Daten aus Großbritannien, dass die ärmsten Menschen häufig zu Fuß gehen oder Bus fahren. Die Entwicklung emissionsfreier öffentlicher Verkehrsmittel ist daher kaum je eine Spitzenpriorität von Regierungen. Um sie hierzu zu bewegen, müssen die Befürworter derartiger Verkehrsmittel deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen, wie etwa die positiven Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, wirksamer verteidigen.
Den Kurs zu wechseln wird Zeit erfordern. In Costa Rica arbeitet meine Organisation derzeit daran, Unternehmen und Regierungen zur Unterzeichnung eines „Paktes für Elektromobilität“ zu bewegen, um zu Investitionen in eine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge zu ermutigen. Anfang 2018 werden wir ein Online-Register eröffnen, und unser Ziel ist es, bis Ende nächsten Jahres 100 öffentliche und private Organisationen mit an Bord zu holen. Costa Ricas Parlament debattiert zurzeit zudem einen Gesetzesentwurf, um steuerliche Anreize für Elektrofahrzeuge einzuführen.
Andere in Lateinamerika gehen eigene Wege, um die Elektromobilität zu fördern. In Chile etwa stehen Solarenergie und die Verknüpfung zwischen dem Bergbau und der Produktion von Elektrofahrzeugen im Fokus.
Doch werden politische Veränderungen allein Elektrofahrzeuge nicht auf die Überholspur bringen. Hierzu müssen die Verbraucher eine neue Erzählung sauberer Mobilität anzunehmen. In Costa Rica sind wir stolz darauf, dass fast unser gesamter Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, darunter Wasser- und Windkraft sowie Erdwärme. Dies bietet uns einen Anreiz, die weltweite Umstellung von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugen auf Elektroautos, -busse und -züge anzuführen. Wir Costa-Ricaner streben „un país sin muflas“ – ein Land ohne Auspuffrohre – an. Dies auf die gesamte Welt auszuweiten ist das letztliche Ziel.
Natürlich bleibt es ein mühsames Unterfangen, den Elektromotor am nicht mehr zeitgemäßen Verbrennungsmotor vorbeizubringen. Doch neue Technologien wie bessere Akkus und schnellere Ladestationen werden dazu beitragen, diese Umstellung zu beschleunigen. Genau wie der CEO von Shell glaube auch ich, dass die Umstellung auf Elektromobilität unvermeidlich ist. Was wir heute auf den Straßen sehen ist erst der Anfang.
Aus dem Englischen von Jan Doolan