NEU DELHI – Kunststoffe haben sich im Laufe des letzten Jahrhunderts unbestreitbar als enorm nützlich erwiesen: Sie haben die technologische Innovation vorangetrieben, die Gesundheitsversorgung revolutioniert und das weltweite Wirtschaftswachstum angekurbelt. Doch wie wir heute wissen, hat dieser Fortschritt einen hohen Preis.
Die negativen Folgen unserer übergroßen Abhängigkeit von Kunststoffen sind gut dokumentiert. Von der Gewinnung und dem Transport der zu ihrer Herstellung benötigten fossilen Brennstoffe über den Herstellungsprozess bis hin zum täglichen Gebrauch und zur Entsorgung ist jede Phase des Lebenszyklus von Kunststoffen mit Umweltverschmutzung und -zerstörung verbunden.
Die Plastikverschmutzung gefährdet die Tierwelt, schädigt die Ökosysteme und stellt ein ernstes Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Mikroplastik und die darin enthaltenen giftigen Chemikalien befinden sich in der Luft, die wir atmen, in unserer Nahrung, und sie können über die Haut aufgenommen werden. Wenn sich der Plastikmüll in Ozeanen, Flüssen und Seen ansammelt, verseuchen die schädlichen Chemikalien den Boden und beeinträchtigen das Pflanzenleben. Auch wenn die Auswirkungen von Nanokunststoffen auf die menschliche Gesundheit noch nicht vollständig erforscht sind, steht bereits fest, dass besonders schutzbedürftige Gruppen – Kinder, Frauen, verarmte Bevölkerungsgruppen und Arbeiter in Kunststoffproduktion, Abfallwirtschaft und Recycling – die Hauptlast dieser Gefahren tragen.
Die aktuelle Debatte insbesondere über Einwegkunststoffe konzentriert sich häufig auf die Entsorgung, was zu Forderungen nach kreislaufwirtschaftlichen Lösungen wie Recycling führt. Es gibt jedoch keine wirklich „sicheren Kunststoffe“, und Produktkennzeichnungen, die etwas anderes behaupten, sind irreführend und verschleiern die Schäden, die durch die Öl- und Gasförderung verursacht werden, auf die 99 % des weltweiten Kunststoffs entfallen. Es ist bekannt, dass die bei der Förderung fossiler Brennstoffe freigesetzten Giftstoffe Haut, Augen, Atemwege, Nervensystem und Magen-Darm-Trakt sowie Leber und Gehirn schädigen.
Die Kunststoffproduktion stellt nicht nur eine unmittelbare Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar, sondern ist auch ein wichtiger Treiber des Klimawandels, denn sie ist für etwa 3-8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Doch trotz der von der Klimakrise ausgehenden existenziellen Gefahren nimmt die Kunststoffproduktion weiter zu. Laut Schätzungen der OECD könnten sich, wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen, der weltweite Kunststoffverbrauch und die daraus entstehenden Abfälle bis 2060 nahezu verdreifachen. Es wird erwartet, dass die Hälfte dieser Abfälle auf Mülldeponien landet und weniger als 20 % wiederverwertet werden.
Noch alarmierender ist, dass auf recycelte Kunststoffe im Jahr 2060 lediglich 12 % des gesamten Kunststoffverbrauchs entfallen dürften, während sich die Plastikverunreinigung der Umwelt verdoppeln und jährlich 44 Millionen Tonnen erreichen wird. Dies wird verheerende Folgen für die menschliche Gesundheit und die natürlichen Ökosysteme haben. Bei Umsetzung der Expansionspläne der Branche könnte die Kunststoffproduktion 31 % des Kohlenstoffbudgets der Erde verbrauchen, das uns noch zur Verfügung steht, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 ° Celsius begrenzen wollen.
Dieser Produktionsanstieg stimmt zunehmend nicht mehr mit den Prognosen für die künftige Nachfrage überein. Eine Studie legt nahe, dass die weltweite Produktion von Kunststoffen wie Polypropylen bis 2030 um jährlich 18 Millionen Tonnen sinken könnte, da die Nachfrage aus China und anderen Ländern zurückgeht. Tatsächlich haben die petrochemischen Unternehmen schon jetzt mit einem weltweiten Überangebot zu kämpfen – ein weiteres Beispiel dafür, dass die Marktkräfte keine effizienten oder gar vernünftigen Ergebnisse hervorbringen.
Angesichts des wachsenden Drucks auf die Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, erscheint eine Verdoppelung der Kunststoffproduktion auf Basis fossiler Brennstoffe nicht nur rücksichtslos, sondern auch wirtschaftlich kurzsichtig. Eine kürzlich durchgeführte Studie des Institute for Energy Economics and Financial Analysis kam zu dem Ergebnis, dass die weltgrößten petrochemischen Unternehmen trotz möglicher Herabstufungen ihrer Kreditwürdigkeit „große Investitionen in die falsche Richtung tätigen“.
In Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, ist klar, dass eine Senkung des Kunststoffverbrauchs allein nicht ausreicht, um die menschliche Gesundheit, die Umwelt und den Planeten zu schützen. Angesichts der in diesem Jahr anstehenden abschließenden Sitzung des Zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses zur Plastikverschmutzung in Busan muss es bei den laufenden Bemühungen um den Abschluss eines globalen Übereinkommens zur Beendigung der Plastikverschmutzung auch um die dringende Notwendigkeit von Produktionseinschränkungen gehen.
Leider könnte – wie bei vielen internationalen Verhandlungen – der Widerstand mächtiger Interessengruppen auch hier verhindern, dass wichtige Maßnahmen in das endgültige Abkommen aufgenommen werden. Die Ausschusssitzung im April in Ottawa war ein Paradebeispiel hierfür. Sie offenbarte tiefe Meinungsverschiedenheiten über Schlüsselstrategien. Der umstrittenste Punkt war der Vorschlag zur Begrenzung der weltweiten Kunststoffproduktion, der auf heftigen Widerstand der Kunststoffhersteller, ihrer Gastländer sowie der Öl- und Gasproduzenten stieß. Diese Interessengruppen sprachen sich für einen enger begrenzten Ansatz aus, der sich auf das Recycling konzentriert. Einige Erdölstaaten plädierten sogar dafür, dass der Vertrag ausschließlich die Abfallbewirtschaftung abdecken sollte.
Sicherlich ist Recycling wichtig. Aber es kann weder die nötige Verringerung der Kunststoffproduktion und des Kunststoffverbrauchs bewirken noch die Auswirkungen der Kunststoffverschmutzung auf die menschliche Gesundheit bekämpfen. Selbst im günstigsten Fall wird die Verschmutzung ohne umfassendere Maßnahmen zur Kontrolle der Produktion weiter zunehmen, schwere Gesundheitskrisen verursachen, die Umweltzerstörung verschärfen und die globale Erwärmung beschleunigen.
Es überrascht nicht, dass die Industrielobby auf ein unverbindliches internationales Kunststoffabkommen ohne klares rechtliches Mandat und durchsetzbare Verpflichtungen drängt. Derartige Verträge sind zwangsläufig kaum mehr als vage Versprechungen und verlieren rasch an Relevanz.
Die Eindämmung des Verbrauchs und der Produktion von Kunststoffen ist von entscheidender Bedeutung, um jene Verhaltensänderungen zu unterstützen, die die Menschheit zur Anpassung an die neuen ökologischen Gegebenheiten umsetzen muss. Gelingt es den Industrielobbys, das Kunststoffabkommen durch Ausschluss von Produktionsgrenzen oder die Unverbindlichkeit seiner Bestimmungen zu verwässern, wir das die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels untergraben.
Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise war die Verringerung der Plastikverschmutzung noch nie so dringlich wie heute. Das ist der Grund, warum die Verhandlungen über ein globales Abkommen derart stark an Fahrt gewonnen haben. Aber die Verhandlungen verdienen viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Engagement. Um eine nachhaltigere Zukunft zu gewährleisten, sollten wir Druck auf unsere Regierungen ausüben, damit sie sich zu einem verbindlichen internationalen Abkommen verpflichten, das die Produktion und Verwendung von Kunststoffen einschränkt und letztlich reduziert.
Aus dem Englischen von Jan Doolan
NEU DELHI – Kunststoffe haben sich im Laufe des letzten Jahrhunderts unbestreitbar als enorm nützlich erwiesen: Sie haben die technologische Innovation vorangetrieben, die Gesundheitsversorgung revolutioniert und das weltweite Wirtschaftswachstum angekurbelt. Doch wie wir heute wissen, hat dieser Fortschritt einen hohen Preis.
Die negativen Folgen unserer übergroßen Abhängigkeit von Kunststoffen sind gut dokumentiert. Von der Gewinnung und dem Transport der zu ihrer Herstellung benötigten fossilen Brennstoffe über den Herstellungsprozess bis hin zum täglichen Gebrauch und zur Entsorgung ist jede Phase des Lebenszyklus von Kunststoffen mit Umweltverschmutzung und -zerstörung verbunden.
Die Plastikverschmutzung gefährdet die Tierwelt, schädigt die Ökosysteme und stellt ein ernstes Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Mikroplastik und die darin enthaltenen giftigen Chemikalien befinden sich in der Luft, die wir atmen, in unserer Nahrung, und sie können über die Haut aufgenommen werden. Wenn sich der Plastikmüll in Ozeanen, Flüssen und Seen ansammelt, verseuchen die schädlichen Chemikalien den Boden und beeinträchtigen das Pflanzenleben. Auch wenn die Auswirkungen von Nanokunststoffen auf die menschliche Gesundheit noch nicht vollständig erforscht sind, steht bereits fest, dass besonders schutzbedürftige Gruppen – Kinder, Frauen, verarmte Bevölkerungsgruppen und Arbeiter in Kunststoffproduktion, Abfallwirtschaft und Recycling – die Hauptlast dieser Gefahren tragen.
Die aktuelle Debatte insbesondere über Einwegkunststoffe konzentriert sich häufig auf die Entsorgung, was zu Forderungen nach kreislaufwirtschaftlichen Lösungen wie Recycling führt. Es gibt jedoch keine wirklich „sicheren Kunststoffe“, und Produktkennzeichnungen, die etwas anderes behaupten, sind irreführend und verschleiern die Schäden, die durch die Öl- und Gasförderung verursacht werden, auf die 99 % des weltweiten Kunststoffs entfallen. Es ist bekannt, dass die bei der Förderung fossiler Brennstoffe freigesetzten Giftstoffe Haut, Augen, Atemwege, Nervensystem und Magen-Darm-Trakt sowie Leber und Gehirn schädigen.
Die Kunststoffproduktion stellt nicht nur eine unmittelbare Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar, sondern ist auch ein wichtiger Treiber des Klimawandels, denn sie ist für etwa 3-8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Doch trotz der von der Klimakrise ausgehenden existenziellen Gefahren nimmt die Kunststoffproduktion weiter zu. Laut Schätzungen der OECD könnten sich, wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen, der weltweite Kunststoffverbrauch und die daraus entstehenden Abfälle bis 2060 nahezu verdreifachen. Es wird erwartet, dass die Hälfte dieser Abfälle auf Mülldeponien landet und weniger als 20 % wiederverwertet werden.
Noch alarmierender ist, dass auf recycelte Kunststoffe im Jahr 2060 lediglich 12 % des gesamten Kunststoffverbrauchs entfallen dürften, während sich die Plastikverunreinigung der Umwelt verdoppeln und jährlich 44 Millionen Tonnen erreichen wird. Dies wird verheerende Folgen für die menschliche Gesundheit und die natürlichen Ökosysteme haben. Bei Umsetzung der Expansionspläne der Branche könnte die Kunststoffproduktion 31 % des Kohlenstoffbudgets der Erde verbrauchen, das uns noch zur Verfügung steht, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 ° Celsius begrenzen wollen.
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Dieser Produktionsanstieg stimmt zunehmend nicht mehr mit den Prognosen für die künftige Nachfrage überein. Eine Studie legt nahe, dass die weltweite Produktion von Kunststoffen wie Polypropylen bis 2030 um jährlich 18 Millionen Tonnen sinken könnte, da die Nachfrage aus China und anderen Ländern zurückgeht. Tatsächlich haben die petrochemischen Unternehmen schon jetzt mit einem weltweiten Überangebot zu kämpfen – ein weiteres Beispiel dafür, dass die Marktkräfte keine effizienten oder gar vernünftigen Ergebnisse hervorbringen.
Angesichts des wachsenden Drucks auf die Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, erscheint eine Verdoppelung der Kunststoffproduktion auf Basis fossiler Brennstoffe nicht nur rücksichtslos, sondern auch wirtschaftlich kurzsichtig. Eine kürzlich durchgeführte Studie des Institute for Energy Economics and Financial Analysis kam zu dem Ergebnis, dass die weltgrößten petrochemischen Unternehmen trotz möglicher Herabstufungen ihrer Kreditwürdigkeit „große Investitionen in die falsche Richtung tätigen“.
In Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, ist klar, dass eine Senkung des Kunststoffverbrauchs allein nicht ausreicht, um die menschliche Gesundheit, die Umwelt und den Planeten zu schützen. Angesichts der in diesem Jahr anstehenden abschließenden Sitzung des Zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses zur Plastikverschmutzung in Busan muss es bei den laufenden Bemühungen um den Abschluss eines globalen Übereinkommens zur Beendigung der Plastikverschmutzung auch um die dringende Notwendigkeit von Produktionseinschränkungen gehen.
Leider könnte – wie bei vielen internationalen Verhandlungen – der Widerstand mächtiger Interessengruppen auch hier verhindern, dass wichtige Maßnahmen in das endgültige Abkommen aufgenommen werden. Die Ausschusssitzung im April in Ottawa war ein Paradebeispiel hierfür. Sie offenbarte tiefe Meinungsverschiedenheiten über Schlüsselstrategien. Der umstrittenste Punkt war der Vorschlag zur Begrenzung der weltweiten Kunststoffproduktion, der auf heftigen Widerstand der Kunststoffhersteller, ihrer Gastländer sowie der Öl- und Gasproduzenten stieß. Diese Interessengruppen sprachen sich für einen enger begrenzten Ansatz aus, der sich auf das Recycling konzentriert. Einige Erdölstaaten plädierten sogar dafür, dass der Vertrag ausschließlich die Abfallbewirtschaftung abdecken sollte.
Sicherlich ist Recycling wichtig. Aber es kann weder die nötige Verringerung der Kunststoffproduktion und des Kunststoffverbrauchs bewirken noch die Auswirkungen der Kunststoffverschmutzung auf die menschliche Gesundheit bekämpfen. Selbst im günstigsten Fall wird die Verschmutzung ohne umfassendere Maßnahmen zur Kontrolle der Produktion weiter zunehmen, schwere Gesundheitskrisen verursachen, die Umweltzerstörung verschärfen und die globale Erwärmung beschleunigen.
Es überrascht nicht, dass die Industrielobby auf ein unverbindliches internationales Kunststoffabkommen ohne klares rechtliches Mandat und durchsetzbare Verpflichtungen drängt. Derartige Verträge sind zwangsläufig kaum mehr als vage Versprechungen und verlieren rasch an Relevanz.
Die Eindämmung des Verbrauchs und der Produktion von Kunststoffen ist von entscheidender Bedeutung, um jene Verhaltensänderungen zu unterstützen, die die Menschheit zur Anpassung an die neuen ökologischen Gegebenheiten umsetzen muss. Gelingt es den Industrielobbys, das Kunststoffabkommen durch Ausschluss von Produktionsgrenzen oder die Unverbindlichkeit seiner Bestimmungen zu verwässern, wir das die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels untergraben.
Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise war die Verringerung der Plastikverschmutzung noch nie so dringlich wie heute. Das ist der Grund, warum die Verhandlungen über ein globales Abkommen derart stark an Fahrt gewonnen haben. Aber die Verhandlungen verdienen viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Engagement. Um eine nachhaltigere Zukunft zu gewährleisten, sollten wir Druck auf unsere Regierungen ausüben, damit sie sich zu einem verbindlichen internationalen Abkommen verpflichten, das die Produktion und Verwendung von Kunststoffen einschränkt und letztlich reduziert.
Aus dem Englischen von Jan Doolan