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COVID-19 und das Ende des Individualismus

CAMBRIDGE – Aristoteles hatte Recht. Menschen waren nie atomisierte Individuen, sondern sind soziale Wesen, deren jede Entscheidung Auswirkungen auf andere Menschen hat. Und nun verdeutlicht die COVID-19-Pandemie diesen grundlegenden Punkt: Jeder von uns ist moralisch für das Infektionsrisiko verantwortlich, das unser Verhalten für andere birgt.

Tatsächlich ist diese Pandemie nur eines der vielen Probleme kollektiven Handelns, vor denen die Menschheit steht und zu denen der Klimawandel, der katastrophale Verlust an Artenvielfalt, antimikrobielle Resistenzen, durch eskalierende geopolitische Unsicherheit angeheizte Spannungen und selbst potenzielle Bedrohungen wie die Kollision mit einem Asteroiden gehören.

Wie die Pandemie allerdings gezeigt hat, sind es nicht diese existentiellen Gefahren, sondern alltägliche Wirtschaftsaktivitäten, die den kollektiven, vernetzten Charakter des modernen Lebens unter der individualistischen Fassade von Rechten und Verträgen offenbaren.

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