soros121_ARIS MESSINISAFP via Getty Images_ukrainewar Aris Messinis/AFP via Getty Images

Eine Aktualisierung meiner Münchner Prognosen

LONDON – Vor genau einem Monat hielt ich am Vorabend der Münchner Sicherheitskonferenz eine Rede. Seither sind derart viele bemerkenswerte Dinge – in rasantem Tempo – passiert, dass sich ein Vergleich zwischen meinen Prognosen von vor einem Monat mit den tatsächlichen Entwicklungen lohnt.

Die gravierendsten Veränderungen sind im globalen Klimasystem eingetreten. Damit meine ich tatsächliche Klimaereignisse und das Verständnis dieser Ereignisse durch die Klimawissenschaft. Die wichtigste Botschaft, die ich in München vermitteln wollte, bestand darin, dass das globale Klimasystem stark von den Vorgängen in der nördlichen Polarregion abhängig ist. Das Klimasystem dieser Region war vom globalen Klimasystem getrennt zu betrachten. Früher wehten die Winde in vorhersehbarer Richtung gegen den Uhrzeigersinn, doch aufgrund zunehmender menschlicher Eingriffe ist diese Trennung zwischen arktischem und globalem Klimasystem nicht mehr gegeben.

Tatsächlich strömt jetzt kalte Luft aus der nördlichen Polarregion heraus und wird durch warme, aus anderen Regionen angesaugte warme Luft ersetzt. Folglich hat sich die Arktis in den letzten vier Jahrzehnten viermal schneller erwärmt als der Rest der Welt, und das Tempo dieser Erwärmung nimmt bedrohlich zu. Seit meiner Rede sind die Temperaturen in der Polarregion um mehr als 20 Grad über den Normalwert gestiegen. Das hat neuen Temperaturrekorden geführt und die Besorgnis über das Tempo des Abschmelzens des grönländischen Eisschilds verstärkt.

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