nye239_ Ryan SeelbachU.S. Navy via Getty Images Ryan Seelbach/U.S. Navy via Getty Images

Wie sich Chinas Ballon zum Platzen bringen lässt

CAMBRIDGE, MASS.: Bei ihrer Zusammenkunft in Bali im November hatten US-Präsident Joe Biden und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping hochrangige Treffen vereinbart, um „Leitplanken“ für den strategischen Wettbewerb zwischen beiden Ländern zu setzen. US-Außenminister Antony Blinken sollte hierzu erstmals im vergangenen Monat Peking besuchen. Doch als China einen (mit bloßem Auge sichtbaren) Spionageballon über US-Gebiet einsetzte, war es mit Blinkens Besuch noch schneller vorbei als mit dem Ballon.

Obwohl dies eindeutig nicht das erste Mal war, dass China einen Ballon auf diese Weise einsetzte, war der Zeitpunkt bemerkenswert. Trotzdem wäre es womöglich besser gewesen, wenn Blinken seinen Besuch durchgezogen hätte.

Chinas hat die zweifelhafte Behauptung aufgestellt, das Gerät sei ein vom Kurs abgekommener Wetterballon gewesen. Doch sind Bemühungen zur Vertuschung von Geheimdienstoperationen durchaus nicht auf China beschränkt. Der Vorfall erinnert an das Jahr 1960, als US-Präsident Dwight Eisenhower und der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow zu einem Treffen über Leitplanken für den Kalten Krieg verabredet waren. Dann jedoch schossen die Sowjets ein US-Spionageflugzeug ab. Eisenhower versuchte zunächst, den Vorfall als vom Kurs abgekommenen Wetterflug darzustellen. Das Gipfeltreffen wurde abgesagt, und echte Leitplanken wurden erst nach der Kubakrise des Jahres 1962 diskutiert.

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