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Chinas Immobilienblase: Debakel mit Ansage

MADISON, WISCONSIN – Der chinesische Immobiliensektor ist die größte Anlageklasse der Welt – größer noch als der US-amerikanische Aktien- oder Anleihemarkt. Doch die Befürchtung wächst, dass es sich um eine Blase handelt, die zu platzen droht. Der hoch verschuldete chinesische Immobilienriese Evergrande hat in den Vereinigten Staaten bereits Gläubigerschutz beantragt, und der Immobilienentwickler Country Garden kämpft mit einer Liquiditätskrise. Der Zusammenbruch eines der beiden Unternehmen, oder beider, könnte durchaus eine Finanzkrise auslösen.

Aber warum ist überhaupt eine Immobilienblase entstanden? Wie so viele andere Probleme im heutigen China lässt sich auch dieses auf die Ein-Kind-Politik zurückführen, die die Regierung 1980 beschloss – eine Entscheidung, die die wirtschaftliche, politische und diplomatische Entwicklung des Landes grundlegend verändern sollte. Damals gingen die chinesischen Politiker davon aus, dass das Land nur über rund 1,4 Milliarden mu (eine chinesische Maßeinheit, die 1/15 eines Hektars entspricht) Ackerland verfügt und die Ackerfläche pro Kopf lediglich 40% derjenigen Indiens beträgt. Daraus zogen sie den Schluss, dass die Geburtenrate gedeckelt und Flächen für eine städtische Bebauung begrenzt werden müssen.

Diese Schlussfolgerung erwies sich als ausgesprochen fehlerhaft. Zunächst einmal ergab die Satelliten-Telemetrie 1996, dass China tatsächlich über 1,95 Milliarden mu Ackerland verfügt. Doch selbst wenn die ursprüngliche Schätzung korrekt gewesen wäre, korreliert die Ackerfläche nicht unbedingt mit der Getreideproduktion, die von vielen Faktoren beeinflusst wird. Im Jahr 2022 war Chinas Ackerfläche nur 77% so groß wie die Indiens, aber seine Getreideproduktiondoppelt so hoch.

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