farmer8_Planet FlemGetty images_businessmanspotlightmoney Planet Flem/Getty Images

Warum wir mehr Ökonomen brauchen

LONDON – In einem jüngst in der New York Times veröffentlichten Kommentar wies Verfasser Binyamin Appelbaum den Ökonomen direkt die Schuld an der zunehmenden Ungleichheit in den Vereinigten Staaten zu. Er zitierte unter anderem aus den Arbeiten von Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Lucas, der die Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger von der Umverteilung auf das Wachstumsproblem lenkte. Außerdem führte Appelbaum auch Statistiken über die Lebenserwartung in den USA an, die in den letzten Jahren gesunken ist  - teilweise aufgrund höherer Fallzahlen bei Drogenmissbrauch und Selbstmord unter den Angehörigen wirtschaftlich benachteiligter Gruppen.

Allerdings haben die Ökonomen das Problem der Ungleichheit nicht ignoriert – ganz und gar nicht. Die Ungleichheit hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem zentralen Forschungsgebiet entwickelt und aufgrund maßgebender Arbeiten - wie jener von Anne Case und Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton von der Universität Princeton - Eingang in den öffentlichen Diskurs der USA gefunden. Darüber hinaus kam es zu verstärkter Zusammenarbeit zwischen Ökonomen und Wissenschaftlern sowohl aus den Sozial- als auch den Naturwissenschaften – ein Ansatz den ich mit meinem Engagement bei dem Projekt Rebuilding Macroeconomics am National Institute of Economic and Social Research im Vereinigten Königreich aktiv unterstütze.

Die Zunft der Ökonomen sollte angesichts der Kritik wie jener Appelbaums nicht so defensiv agieren. Natürlich sind Ökonomen nicht allwissend, aber Erkenntnisse aus der trübsinnigen Wissenschaft – und insbesondere aus dem Engagement für eine marktbasierte Politik zur Steigerung des Wohlstands – haben sich vielfach bewährt.

https://prosyn.org/nlJgUvede