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Inflation: Rückkehr einer Totgeglaubten?

ZÜRICH - Die aktuellen Prognosen von Banken, Zentralbanken und anderen Institutionen deuten darauf hin, dass die Inflation in absehbarer Zeit kein Problem darstellen wird. Der Internationale Währungsfonds zum Beispiel erwartet, dass die globale Inflation bis zum Ende seines Prognosehorizonts im Jahr 2025 tief bleiben wird. Doch wer sich zu sehr auf die niedrigen Inflationsprognosen verlässt, könnte böse erwachen.

Prognosemodelle haben schon lange Schwierigkeiten, die Inflationsraten vorherzusagen und liegen notorisch falsch. Die Pandemie hat das Handwerk der Konjunkturprognostiker zusätzlich erschwert. Prognosemodelle werden mit Daten der letzten 50 Jahre kalibriert. Das Wirtschafts­geschehen seit dem Ausbruch der Pandemie ist jedoch in den letzten 50 Jahren beispiellos. Die heutigen niedrigen Inflations­prog­nosen sind also keineswegs ein Garant dafür, dass die Inflation tatsächlich tief bleibt.

Auch ohne zusätzlichen Teuerungsdruck werden die Inflationsraten in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 deutlich ansteigen. So erwartet UBS bis Mai einen Anstieg der Jahresteuerungs­raten auf über 3% in den USA und gegen 2% in der Eurozone. Dieser Anstieg ist jedoch zu einem grossen Teil auf die niedrige Basis aufgrund der pandemiebedingten Lockdowns in der ersten Jahreshälfte 2020 zurückzuführen und deutet noch nicht auf steigenden Inflationsdruck hin. Erst ein darüber hinaus gehender Anstieg wäre ein Warnzeichen.

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