pa761c.jpg Paul Lachine

Bessere Nutzung der Geldtransfers durch Gastarbeiter

ROM – Seit über einem Jahrzehnt sind die Volkswirtschaften Asiens in Bewegung – ebenso wie die Menschen dort. Das Ausmaß der Wanderung vom Land in die Städte und über internationale Grenzen hinweg war noch nie so groß wie heute, und das Asien des 21. Jahrhunderts liegt im Zentrum dieses Trends.

In den asiatischen Entwicklungsländern hat die Macht und das Potenzial von Geldtransfers – des Geldes, das Gastarbeiter an ihre Familien überweisen, die oft in armen und abgelegenen Gebieten leben – einen enormen Stellenwert. Momentan stammt über die Hälfte der gesamten Transfers dieser Art von den über 60 Millionen Gastarbeitern aus der asiatisch-pazifischen Region, die 2012 etwa 260 Milliarden USD nach Hause geschickt haben.

Die drei größten Empfängerländer dieser Transfers sind China, Indien und die Philippinen, und zu den größten zehn gehören auch Bangladesch, Indonesien, Pakistan und Vietnam. Dieses Geld ist oft lebenswichtig: Es wird geschätzt, dass 10% aller asiatischen Familien zur Finanzierung von Nahrungsmitteln, Kleidung und Wohnraum auf Zahlungen aus dem Ausland angewiesen sind.

Aber obwohl die Geldtransfers durch Gastarbeiter an Entwicklungsländer fünfmal höher sind als die offizielle Entwicklungshilfe, wurde ihr enormer potenzieller Nutzen noch nicht verwirklicht – und dies kann nur geschehen, wenn das Geld in effektive ländliche und landwirtschaftliche Entwicklung kanalisiert wird, insbesondere in Krisenstaaten oder solchen mit schwachen Regierungen. Dies würde entscheidend zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung und Stabilität in solchen Ländern beitragen.

Um Kanäle dieser Art zu schaffen, müssen wir Schlüsselinitiativen entwickeln, neue Möglichkeiten finden und Wege bereiten. Auf dem vierten Weltforum für Geldtransfers vom 20.-23. Mai in Bangkok wird genau dies geschehen. Dieses Forum, das vom Internationalen Fonds für Landwirtschaftliche Entwicklung (International Fund for Agricultural Development, IFAD) und der Weltbank ausgerichtet wird, bringt Politiker, Vertreter der Privatwirtschaft und Führungskräfte der Zivilgesellschaft zusammen, um einen Weg zu finden, den Entwicklungseffekt des Geldes, das jedes Jahr in Asien und dem Rest der Welt von Gastarbeitern nach Hause überwiesen wird, bestmöglich zu nutzen.

Unser Ausgangspunkt beim IFAD sind immer die drei Milliarden Menschen, die in den ländlichen Gegenden der Entwicklungsländer leben. Wir arbeiten daran, Bedingungen dafür zu schaffen, dass arme Frauen und Männer vom Land mehr Nahrungsmittel anbauen und verkaufen, ihre Einkommen erhöhen und die Richtung ihres eigenen Lebens bestimmen können. Auch glauben wir, dass die Menschen in der Diaspora und die globale Gebergemeinschaft den Fluss der Migranteninvestitionen bestmöglich einsetzen können, wenn sie gemeinsam mit den nationalen Regierungen Partnerschaften für langfristige Entwicklung der ländlichen Gemeinschaften bilden, die so oft am Anfang der Migrationskette stehen.

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Weltweit leben über 215 Millionen Menschen außerhalb der Länder, die sie als ihre Heimat betrachten. Aber die meisten Familien, die von Geldtransfers abhängig sind, befinden sich auch außerhalb des weltweiten Finanzsystems. Obwohl elektronischer Geldtransfer heute weltweit üblich ist, sind die meisten Gastarbeiter von den Annehmlichkeiten moderner Bankdienstleistungen ausgeschlossen und auf teure Bargeldtransfers angewiesen, für die die Empfänger in ländlichen Regionen oft große Strecken zurücklegen müssen.

Gastarbeiter müssen weltweit jährlich über eine Milliarde einzelner Geldtransaktionen tätigen. Dies bedeutet, dass Frauen und Männer im ländlichen Raum eine Milliarde Wege zurücklegen müssen, um an ihr Geld zu kommen. Wenn man die Kosten für Transfer, Reise und Zeitverlust addiert, sind die Geldüberweisungen für Arme viel zu teuer.

Der IFAD hat sich in über 40 Ländern dafür eingesetzt, dass ländliche Familien leichteren Zugriff auf diese Transfers haben und sie besser als Ersparnisse oder Investitionen zum Wohl ihrer Gemeinschaften einsetzen können. Die betreffenden Summen sind enorm: In den nächsten fünf Jahren werden schätzungsweise über 2,5 Milliarden USD an Gastarbeiter-Transfers in Entwicklungsländer überwiesen, von denen fast 40% – in Form von Einzelbeträgen in der Höhe von 50, 100 oder 500 Dollar – für ländliche Gebiete bestimmt sind. Zwar werden die meisten dieser Überweisungen für sofortige Bedürfnisse benötigt, aber die Erfahrung des IFAD zeigt, dass Familien auf dem Lande selbst kleine Summen sparen oder investieren würden, wenn nur die Bedingungen dazu erfüllt wären.

Während die Optimierung von Geldtransfers eindrucksvolle Ergebnisse bei der Bekämpfung von Armut erzielen kann, dürfen wir nicht vergessen, dass dahinter ein Problem steht, das gelöst werden muss. Junge Menschen, die Unternehmer und Landwirte der Zukunft, verlassen auf der Suche nach besseren Chancen ihre ländliche Heimat. Wir müssen die ländlichen Gebiete in lebendige und wirtschaftlich stabile Gemeinschaften verwandeln, die jungen Menschen die Gelegenheit bieten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ihre Möglichkeiten zu erweitern und eine Familie zu gründen.

Das enorme Entwicklungspotenzial der Geldtransfers von Gastarbeitern in den ländlichen Raum dürfen wir nicht ignorieren. Familien müssen die Möglichkeit bekommen, ihr hart verdientes Geld so einzusetzen, dass die kommenden Generationen nicht zur Migration gezwungen sind, sondern sich frei dafür entscheiden können.

Aus dem Englischen von Harald Eckhoff

https://prosyn.org/DfFgtzgde