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Das deutsche Lamm lernt Knurren

HAMBURG: „Tankeschön“ heißt es in einem Meme, was dieser Tage online die Runden macht und einen deutschen Panzer mit ukrainischer Flagge zeigt – ein Wortspiel, denn Panzer heißt auf Englisch „tank“. Nach einem Jahr Krieg steht Deutschland nun plötzlich davor, 14 Panzer vom Typ Leopard 2an die Ukraine zu liefern. Die Entscheidung signalisiert eine verblüffende Abkehr von einem langjährigen und zwanghaft verfolgten Grundsatz deutscher Außenpolitik: Keine Angriffswaffen für die Ukraine; wir Deutschen können es uns nicht leisten, die Russen zu verärgern.

Anfänglich schickte Deutschland den die russischen Invasoren bekämpfenden Ukrainern bloß Helme und schusshemmende Westen. Mit zunehmendem Druck von Deutschlands Verbündeten und den Ukrainern folgte dann tröpfchenweise schwerwiegendere Ausrüstung: Artillerie, Panzerfäuste, Schützenpanzer, Flakpanzer und Kurzstreckenraketen. Doch Kampfpanzer waren bisher streng tabu. Sie galten als Angriffswaffen und würden Deutschland angeblich dem Zorn des russischen Präsidenten Wladimir Putin aussetzen. Also war die Antwort ein ganzes Jahr lang „nein“. Jetzt jedoch werden in Deutschland gefertigte Panzer in der Ukraine einrollen.

Was steckt hinter dieser verblüffenden Kehrtwende? Hat die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz endlich begriffen, dass es hier um mehr geht als eine moralische Verpflichtung gegenüber den Opfern von Russlands völkermordendem Krieg?

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