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Das Rennen um wichtige Mineralien könnte die weltweite Ungleichheit befeuern

NAIROBI: Die globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels konzentrieren sich in erster Linie auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Umstellung auf erneuerbare Energien. Das zunehmende Tempo dieser Umstellung insbesondere in den einkommensstarken Ländern hat zu einer wachsenden Nachfrage nach wichtigen Metallen und seltenen Mineralien geführt, die für die Infrastruktur im Bereich sauberer Energien, wie Batterien und Halbleiter, von entscheidender Bedeutung sind. Laut Weltbank werden bis 2050 mehr als drei Milliarden Tonnen Mineralien und Metalle benötigt, um die Technologien zu entwickeln, die erforderlich sind, um den globalen Temperaturanstieg auf 2 °C über vorindustriellem Niveau zu begrenzen.

Wie ein kürzlich erschienener Artikel zeigt, hat sich die Sicherung von Mineralienrechten daher zu einer Spitzenpriorität politischer Entscheidungsträger weltweit entwickelt. Führende Länder wie die USA und China bemühen sich um strategische Partnerschaften mit rohstoffreichen Ländern, bei denen es sich vielfach um Volkswirtschaften niedrigen und mittleren Einkommens handelt, die mit konkurrierenden Prioritäten und begrenzten finanziellen Ressourcen zu kämpfen haben. So bleibt etwa die Demokratische Republik Kongo (DRK) die weltweit führende Quelle von gefördertem Kobalt, einem wichtigen Material für die Batterien von Elektrofahrzeugen. Laut United States Geological Survey entfallen auf die DRK mehr als 70 % der weltweiten Kobaltförderung.

Doch verhindert das Fehlen robuster Steuerungs- und Rechenschaftsstrukturen in mineralienreichen Ländern eine gerechte Verteilung der Erträge aus dem Mineralienabbau. Dies treibt örtliche Gemeinschaften in die Armut und schürt gewaltsame Konflikte. Trotz ihres großen Mineralienreichtums werden Länder wie Angola, Tschad und die DRK von Korruption, autoritärer Unterdrückung, Militarisierung und Bürgerkriegen heimgesucht.

Darüber hinaus findet Bergbau häufig an abgelegenen Orten statt, deren marginalisierte örtliche Gemeinschaften nicht über die notwendige Verhandlungsmacht und die Instrumente verfügen, um mit finanzstarken und erfahrenen multinationalen Konzernen Geschäfte zu machen. Dies führt zu unausgewogenen Vereinbarungen mit weitreichenden wirtschaftlichen und ökologischen Folgen. Skrupellose Akteure aus der Rohstoffindustrie werden so in die Lage versetzt, gegen die Regeln zu verstoßen oder nur das Minimum zu tun, um die regulatorischen Rahmenbedingungen zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, einzuhalten.

Ohne robuste Regelungen zum Schutz von Umwelt, Sozialstandards und Gesundheit können die schädlichen Auswirkungen des Abbaubetriebs die erwarteten wirtschaftlichen Vorteile der ökologischen Wende untergraben. Es gibt zahllose Beispiele von Gemeinschaften weltweit, deren Lebensgrundlagen durch die durch rücksichtslose Abbaupraktiken bedingte Schädigung des sozialen Gefüges und der Umwelt in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wenn wir dies weiterhin zulassen, könnte das Ergebnis ein Pyrrhussieg sein, bei dem einige wenige Privilegierte die Früchte der Umstellung auf saubere Energien ernten, während der Großteil der Welt abgehängt wird.

Ganz wichtig ist, dass unregulierter Bergbau weitreichende gesundheitliche Auswirkungen auf einkommensschwache Länder haben kann. Virale Epidemien wie Ebola und Gelbfieber werden häufig mit der Umweltzerstörung in Verbindung gebracht, die die örtlichen Gemeinschaften zwingt, für ihren Lebensunterhalt tief in die Rückzugsgebiete von Wildtieren vorzudringen. Eine 2021 veröffentlichte Studie der Universität Stanford ergab beispielsweise, dass der Goldabbau im brasilianischen Amazonasgebiet ein wichtiger Faktor für Malaria-Ausbrüche in der gesamten Region ist. Die Umweltverschmutzung durch Bergbauaktivitäten einschließlich des sogenannten „handwerklichen“ Bergbaus beeinträchtigt zudem sowohl direkt als auch indirekt die Gesundheit der Arbeiter, was die Gesamtproduktivität verringert.

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Zusätzlich zu diesen gesundheitlichen Auswirkungen wurde die Umweltzerstörung durch schädliche Bergbaupraktiken auch mit verschlechterten wirtschaftlichen Chancen für die örtlichen Gemeinschaften in den betroffenen Ländern in Verbindung gebracht. Untersuchungen zeigen, dass unregulierter Bergbau eine Vielzahl negativer Folgen haben kann, darunter die Verringerung der Nahrungsmittelproduktion, die Verschlechterung der Ernährungslage, soziale Apathie, Kriminalität, erzwungene Migration großer Bevölkerungsgruppen und gewaltsame Konflikte.

Angesichts der weitreichenden Auswirkungen des Mineralienabbaus müssen nationale Regierungen und internationale Entscheidungsträger Maßnahmen ergreifen, um gefährdete Gemeinschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schützen. Während die reichen Länder große Anstrengungen unternehmen, um saubere Energietechnologien für ihre Bürger zu beschaffen, zu entwickeln und zu nutzen, könnten die mineralproduzierenden Länder ohne die Umsetzung angemessener Schutzmaßnahmen mit verheerenden Folgen konfrontiert sein.

Angesichts dieser Realität müssen die vom Mineralienabbau profitierenden Länder sicherstellen, dass auch die betroffenen Gemeinschaften die Früchte der Umstellung auf saubere Energie genießen können. Bestehende globale Rahmenwerke wie jene zur Bekämpfung von Konfliktdiamanten könnten leicht angepasst werden, um die Integrität dieser Initiativen zu wahren. In ähnlicher Weise könnten neue Technologien wie Blockchain helfen, Transparenz und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die für eine kohlenstoffärmere Zukunft notwendigen Mineralien auf ethische Weise beschafft und verteilt werden.

Erfreulicherweise haben viele beteiligte Akteure erkannt, dass es dringend notwendig ist, dieses Thema in den Vordergrund der globalen politischen Diskussion zu rücken. Die Weltbank unterstützt mit ihrer Climate-Smart Mining Initiative Investitionen und technische Hilfen für mineralienreiche Entwicklungsländer sowie die nachhaltige Förderung und Verarbeitung wichtiger Mineralien und Metalle unter Verringerung der sozialen und ökologischen Auswirkungen des Bergbaus. Das Weltwirtschaftsforum hat jüngst eine globale Multi-Stakeholder-Plattform ins Leben gerufen, die darauf zielt, durch Unterstützung eines kooperativen Risikomanagements und internationaler Zusammenarbeit die grüne Agenda zu fördern.

Während diese globalen Bemühungen großes Potenzial haben, ist es wichtig, die wirtschaftlichen und sozialen Ziele der Energiewende miteinander in Einklang zu bringen. Hierzu müssen die internationalen Entscheidungsträger sicherstellen, dass Programme zum Schutz der Umwelt an den spezifischen Kontext angepasst sind, in dem sie umgesetzt werden, indem sie die vom Mineralienabbau betroffenen örtlichen Gemeinschaften zur Mitwirkung an der Gestaltung dieser Programme ermutigen. Nur so können wir eine Zukunft mit sauberer Energie schaffen, die wirklich inklusiv und nachhaltig ist.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

https://prosyn.org/qEJlyuHde