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Wie die Grüne Revolution Afrika schadet

NEU DELHI – Die norwegische Nobelkommission hat den Friedensnobelpreis dieses Jahres an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen vergeben und erklärt, es wolle „die Augen der Welt auf die Millionen von Menschen richten, die Hunger leiden oder von ihm bedroht sind“. Deren Anzahl ist heute größer als je zuvor – und dafür ist größtenteils das dysfunktionale weltweite Nahrungsmittelsystem verantwortlich.

Schon vor der COVID-19-Pandemie waren weltweit etwa zwei Milliarden Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen, und fast 750 Millionen von ihnen litten unter chronischem oder schwerem Hunger. Durch die Gesundheits- und Wirtschaftskrise dieses Jahres wurde die Lage noch viel schlimmer – teilweise aufgrund ihrer Folgen für die Nahrungsmittelvorräte, aber sogar noch stärker deshalb, weil die Ungleichheit zunahm und viele, bereits vorher verletzliche Menschen ihren Lebensunterhalt verloren.

Dieser Zustand war – und ist – vermeidbar. Zu den Zielen Nachhaltiger Entwicklung (ZNE) der Vereinten Nationen gehört auch die Ausrottung des Hungers bis 2030. Dieses Ziel –  das ZNE2 – ist tatsächlich erreichbar: Bereits jetzt produziert die Welt genug Nahrung, um den grundlegenden Ernährungsbedarf aller Menschen auf dem Planeten zu erfüllen. Aber schon lange vor der Pandemie war das weltweite Nahrungsmittelsystem schwer beschädigt. Ein Großteil der Lebensmittelherstellung ist nicht nachhaltig. Sowohl Nahrung als auch Einkommen sind so ungleich verteilt, dass sich Millionen von Menschen keine gesunde und ausgewogene Ernährung leisten können. Und die globalen Lebensmittelkonzerne haben sowohl die Produktion als auch die Verteilung zu Ungunsten von Kleinbauern und Endverbrauchern gestaltet.

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