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Wie wir durch den Schutz gesunder Böden den Klimawandel bekämpfen

MONTPELLIER/BONN ‑ Unter unseren Füßen liegt der mächtigste Verbündete der Menschheit im Kampf gegen den Klimawandel und die Umweltzerstörung. Auch wenn er für manche wie Dreck aussieht, ist der Boden die Grundlage des Lebens auf der Erde. Ein gesunder Boden beherbergt eine erstaunliche Artenvielfalt, die den Lebewesen, einschließlich der Menschen, entscheidende Vorteile bietet. Er spielt eine Schlüsselrolle im Nährstoffkreislauf, der sowohl für natürliche Ökosysteme als auch für 95 % unserer Kalorienzufuhr notwendig ist. Außerdem speichert er Wasser und macht ihn widerstandsfähiger gegen Dürreperioden.

Von Bakterien bis zu Regenwürmern wimmelt es im Boden von verschiedenen Lebensformen, die zusammenwirken, um seine Struktur, Fruchtbarkeit und Produktivität zu erhalten. Dieses lebendige Ökosystem ernährt nicht nur den Menschen, sondern dient auch als große Kohlenstoffsenke. Ein gesunder, mit organischer Masse angereicherter Boden bindet nicht nur Kohlenstoff und verhindert, dass er in die Atmosphäre gelangt, sondern speichert dreimal mehr Kohlendioxid als die gesamte Landvegetation zusammen.

Die Böden auf der ganzen Welt werden jedoch durch menschliche Aktivitäten wie die Ausweitung der Landwirtschaft, die Abholzung von Wäldern und die Verstädterung erodiert und degradiert, wodurch die Fähigkeit des Planeten, uns zu ernähren und das Klima zu regulieren, untergraben wird. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind bereits bis zu 40 % der Landfläche des Planeten degradiert.

Besonders gravierend ist die Situation in Afrika, wo 65 % der produktiven Flächen degradiert sind und 45 % der Fläche des Kontinents von Wüstenbildung betroffen sind. Die Notwendigkeit, das rasche Bevölkerungswachstum in Afrika zu unterstützen, treibt die Umwandlung natürlicher Lebensräume, die Entwaldung, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Bodenerosion voran.

In Anerkennung der entscheidenden Rolle, die gesunde Böden bei der Abschwächung des Klimawandels, der Umkehrung des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Beseitigung von Hunger und Armut spielen, hat die Afrikanische Union (AU) kürzlich in Nairobi ihren Fertilizer and Soil Health Summit abgehalten. Die Staats- und Regierungschefs verabschiedeten einen Zehn-Jahres-Aktionsplan zur Förderung organischer Düngemittel und zur Unterstützung der afrikanischen Länder bei der Verwirklichung der ehrgeizigen Ziele, die in den Rio-Konventionen von 1992 über biologische Vielfalt, Klimawandel und Wüstenbildung festgelegt wurden.

Für die Bekämpfung der Bodenerosion ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Aktionsplan der AU mit nationalen Verpflichtungen in Einklang gebracht wird. Indem diese Maßnahmen mit den nationalen Emissionsminderungszielen, den Zielen der Bodendegradationsneutralität und den Biodiversitätsstrategien koordiniert werden, können die afrikanischen Länder sicherstellen, dass die Bemühungen zur Wiederherstellung degradierter Böden auch dem Klimaschutz und dem Schutz der Biodiversität dienen, wodurch Synergien maximiert und Zielkonflikte minimiert werden.

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Die erfolgreiche Umsetzung des AU-Aktionsplans erfordert auch die Förderung einer sektorübergreifenden Zusammenarbeit und das Engagement von Interessengruppen, um Kohärenz und Effizienz zu gewährleisten. Die Förderung von Investitionen in die Bodensanierung auf dem gesamten Kontinent ist von entscheidender Bedeutung, da Studien zeigen, dass jeder in die Sanierung von degradiertem Land investierte Dollar einen wirtschaftlichen Nutzen von bis zu 30 US-Dollar erbringen kann.

Wesentlich kosteneffizienter ist es jedoch, die Verschlechterung der Bodenqualität gänzlich zu vermeiden. Angesichts der Tatsache, dass die Landwirtschaft derzeit rund 23 % des afrikanischen BIP erwirtschaftet und 60 % der Bevölkerung ernährt, müssen Regierungen und private Investoren die wirtschaftlichen Kompromisse berücksichtigen, die mit der Ausweitung der Landnutzung auf dem Kontinent verbunden sind. Während solche Investitionen dazu beitragen können, den Verlust der biologischen Vielfalt bis zur Mitte des Jahrhunderts umzukehren, müssen Initiativen zur Bodensanierung durch Maßnahmen wie nachhaltige Intensivierung ergänzt werden, um einen Anstieg der Nahrungsmittelpreise zu verhindern.

Die Wissenschaft spielt eine entscheidende Rolle dabei, diese Kompromisse in Chancen umzuwandeln. Forscher haben sich intensiv mit der Möglichkeit befasst, den organischen Kohlenstoff in tropischen Böden durch den Einsatz tief wurzelnder Futtergräser, insbesondere einer Art namens Urochloa (Syn. Brachiaria) humidicola, wieder aufzufüllen. Dieses aus Ost- und Südostafrika stammende Gras erhöht die Bodenfruchtbarkeit, wenn es in Rotationsweidesysteme integriert wird, und seine Wurzelausscheidungen können Lachgas-Emissionen reduzieren und die Kohlenstoffbindung in tieferen Bodenschichten verbessern. Neuere Studien zeigen, dass landwirtschaftliche Betriebe, die solche Gräser verwenden, die Methan-Emissionen aus der Viehhaltung ausgleichen und sogar einen negativen Kohlenstoff-Fußabdruck erreichen können.

Entscheidend ist, dass die afrikanischen Länder geeignete Anreize schaffen, um die Landwirte zu ermutigen, naturverträgliche Produktionsmethoden anzuwenden, die die Bodengesundheit verbessern, wie zum Beispiel agrarökologische Methoden oder regenerative Landwirtschaft. Diese Methoden sind bereits auf dem ganzen Kontinent auf dem Vormarsch und führen zu höheren Erträgen, besserer Nährstoffqualität und geringeren Treibhausgasemissionen.

Die Landwirte sind zwar die Hüter unseres Bodens, aber wir dürfen nicht vergessen, dass sie auch Unternehmer sind. Vielen, vor allem Kleinbauern, fehlt die wirtschaftliche Kapazität, um auf nachhaltigere Produktionsmodelle umzustellen. Wenn wir sie jedoch wie jedes andere Start-up-Unternehmen behandeln und die richtigen öffentlichen und privaten Anreize bieten, können wir diesen Übergang erleichtern und so Millionen von Landwirten weltweit in die Lage versetzen, die Bemühungen um die Bodensanierung voranzutreiben und unsere Lebensmittelsysteme umzugestalten.

Deutsch von Andreas Hubig

https://prosyn.org/24sHYApde