taylor11_ TONI L. SANDYSPOOLAFP via Getty Images_jerome powell Toni L. Sandys/Pool/AFP via Getty Images

Wer fürchtet sich vor einer regelbasierten Geldpolitik?

STANFORD – Zahlreiche Notenbanken weltweit haben ihre geldpolitischen Strategien vor dem Hintergrund von Covid-19 und den Erfahrungen im Vorfeld der Pandemie nun formal überprüft. Leider scheinen sie aus den vor ihnen liegenden Herausforderungen die falschen Lehren zu ziehen.

Eine der ersten Institutionen, die diesen Prozess bereits abgeschlossen hat, ist das US Federal Reserve System, das sich für den Übergang zu einer neuen „flexiblen Form des durchschnittlichen Inflationsziels“ entschied, wie es Fed-Präsident Jerome Powell in einer Rede auf der jährlichen Geldpolitik-Konferenz in Jackson Hole im August formulierte. Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, teilte kürzlich auf der jährlich stattfindenden Konferenz  „ECB and Its Watchers XXI“ mit, dass sich die EZB mitten in ihrer „Überprüfung der geldpolitischen Strategie“ befinde. Und laut dem Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, stehe man mit der neuen japanischen Regierung unter Premierminister Yoshihide Suga in laufenden Gesprächen darüber, wie mit der Pandemie umgegangen werden soll und ob eine neue geldpolitische Strategie angebracht sei.

Angesichts dieser Diskussionen hatte es zuvor den Anschein, als seien Bestrebungen zur Reform des gesamten internationalen Währungssystems im Gange, im Rahmen derer jedes Land oder jede Region eine ähnliche Strategie wie die Fed verfolgt, diese aber auf die eigenen Verhältnisse abstimmt. Danach sieht es mittlerweile allerdings nicht mehr aus. „Zumindest sollten die anderen Zentralbanken der neuen Fed-Strategie nicht blind folgen,“ meint der frühere EZB-Chefvolkswirt und Mitglied des EZB-Rates, Otmar Issing, der im Wesentlichen für die Festlegung des ursprünglichen Kurses der EZB-Politik verantwortlich zeichnete.

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