carstens3_FREDERIC J. BROWNAFP via Getty Images_covid economy Frederic J. Brown/AFP via Getty Images

Die Grosse Reallokation

BASEL – Während der ersten Monate der Covid-19-Pandemie – in der akuten Phase – war die gravierendste wirtschaftliche Folge eine Liquiditätskrise, auf die die Regierungen mit aggressiven geld- und fiskalpolitischen Stimuli reagierten. Aber jetzt, da sich die Pandemie hinzieht, kommt die Krise in eine neue Phase, die von bedeutend höheren Insolvenzrisiken für Unternehmen geprägt ist. Die politischen Entscheidungsträger stehen vor einem Dilemma: Wie sollen sie hilfsbedürftigen Unternehmen helfen , ohne dabei solche zu stützen, die nicht überlebensfähig sind?

Mit den ersten Notfallmassnahmen wurden die erhofften Ziele erreicht oder gar übertroffen. Die Unternehmen blieben zum grössten Teil zahlungsfähig, Arbeitsplätze und Löhne wurden geschützt. So meldeten im ersten Halbjahr 2020 weniger Unternehmen Konkurs an als in den fünf Jahren davor.

Gemäss den Marktindikatoren erwarten Investoren im Moment, dass Zahlungsausfälle und Konkurse niedrig bleiben. Aber dies ist möglicherweise Wunschdenken: Historisch betrachtet gibt es eine zeitliche Verzögerung zwischen einem Rückgang des BIP-Wachstums und steigenden Zahlen bei Konkursen und Arbeitslosigkeit. Letztere erreichen in der Regel ein Jahr nach dem Schock ihren Höchststand und bleiben dann für weitere zwei Jahre auf einem hohen Niveau.

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