krueger19_Gustavo MuñozGetty Images_macri Gustavo Muñoz/Getty Images

Argentinien muss auf die Intensivstation

WASHINGTON, DC – Stellen wir uns einen Mann vor, der zu extravagant gelebt hat und irgendwann zum Arzt muss, um eine akute und mehrere chronische Erkrankungen behandeln zu lassen. Der Arzt verschreibt eine zehntägige Behandlung mit Antibiotika und rät seinem Patienten, besser auf sich zu achten. Drei Tage lang nimmt er seine Tabletten und folgt den Anweisungen des Arztes, und er fühlt sich viel besser. Aber er mag das ruhige Leben nicht, also vergisst er seine Medizin und den Rat des Arztes und stürzt sich noch mehr in einen ausschweifenden Lebensstil.

Eine Weile fühlt sich seine Rückkehr zum guten Leben fabelhaft an. Aber bald ist er wieder beim Arzt, in einem noch schlechteren Zustand als vorher. Der Kreislauf wiederholt sich: Diesmal nimmt er seine Medizin eine ganze Woche lang, fällt dann aber erneut in seine alten Gewohnheiten zurück.

Dieser Mann ist Argentinien, ein Land, dass immer wieder zu viel ausgibt und dann überreguliert, bis es sich erneut an den Internationalen Währungsfonds wenden muss, um sich behandeln zu lassen. 2001 erlebte das Land eine große Krise und musste sich Geld aus dem Ausland leihen, um seine Staatsausgaben zu decken. Angesichts eines Leistungsbilanzdefizits von 5% des BIP und einer an den US-Dollar gekoppelten Währung hatten sich die argentinischen Strukturmaßnahmen als ungenügend erwiesen. Nur zur Deckung seiner aktuellen Ausgaben benötigte das Land bereits die Unterstützung des IWF, und hatte dann immer noch keine Ressourcen zur Schuldentilgung übrig.

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