yi3_ GREG BAKERAFP via Getty Images_uyghur birth rate GREG BAKER/AFP via Getty Images

Warum schrumpft die uigurische Bevölkerung?

MADISON, WISCONSIN – Nachdem Chen Quanguo 2016 zum Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas für die Xinjiang-Provinz ernannt wurde, verhängte er Sicherheitsmaßnahmen, die zu einem schockierenden Geburtenrückgang geführt haben. Einige Beobachter warfen der chinesischen Führung vor, durch erzwungene Sterilisationen und Abtreibungen einen Genozid gegen die meist muslimische Bevölkerungsgruppe der Uiguren zu führen. Der chinesische Außenminister Wang Yi tat die Anschuldigungen als „Falschnachrichten“ ab und argumentierte, die uigurische Bevölkerung Xinjiangs sei zwischen 2010 und 2018 stetig um 25% auf 12,7 Millionen gewachsen – mehr als die 14% bei der Gesamtbevölkerung der Provinz.

Aber kürzlich veröffentlichte Volkszählungsdaten von 2020 stellen einen Schlag ins Gesicht des Ministers dar. Diese Zahlen zeigen, dass die uigurische Bevölkerung in Xinjiang seit 2010 auf 11,6 Millionen gewachsen ist – was nur 16% sind, verglichen mit einer 19%igen Steigerung bei der Gesamtbevölkerung Xinjiangs. Noch schockierender ist, dass die uigurische Bevölkerung im Alter zwischen 0 und 4 Jahren nur 36% der Anzahl derjenigen zwischen 5 und 9 Jahren erreichte.

Den einzigen vergleichbaren Fall gab es Anfang der 1990er in der Shandong-Provinz, als einige Parteikader versucht hatten, eine Kampagne zu starten, um „in 100 Tagen frei von Neugeborenen“ zu sein. 2000 betrug die Größe die Bevölkerungsgruppe der 5- bis 9-jährigen in Tai’an, einer Stadt in Shandong, nur 28% derjenigen zwischen 10 und 14. Und im Jahr 1980, als die chinesischen Behörden über die Ein-Kind-Politik diskutierten, gab es sogar den gruseligen Vorschlag, alle paar Jahre ein „neugeborenenfreies Jahr“ einzuführen.

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