leonard87_DMITRY ASTAKHOVSPUTNIKAFP via Getty Images_xi DMITRY ASTAKHOV/SPUTNIK/AFP via Getty Images

Xi Jinpings Idee der Weltordnung

BERLIN – Allem Anschein nach hatte der chinesische Präsident ein paar erfolgreiche Wochen: Zunächst kam es zu einer chinesisch vermittelten Wiederaufnahme der diplomatischen Verbindungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Und dann nutzte Xi seinen jüngsten Besuch in Moskau nicht nur dazu, die Beziehungen zu seinem engen (Junior-) Partner Wladimir Putin zu pflegen, sondern stellte auch noch einen „Friedensplan“ für den Krieg in der Ukraine vor. Wie es im Economisthieß, gaben diese Ereignisse einen Einblick in Xis Weltbild. Im Westen, der Gefahr läuft, in einer strategischen Sackgasse zu enden, haben Xis Reisen unterdessen eine Menge Sturm und Drang ausgelöst.

So entsteht unter westlichen Politikern gerade ein Konsens, der auf mehreren Annahmen beruht, die kontraproduktiv auswirken könnten: Insbesondere glauben die westlichen Staatschefs, sie würden gegen revisionistische Mächte wie Russland und China die auf Regeln beruhende Ordnung verteidigen. Weiterhin denken sie, die Welt sei polarisiert zwischen regulierten Demokratien und aggressiven Autokratien, mit unentschiedenen Staaten dazwischen – und dass wir bessere Narrative benötigen, um andere davon zu überzeugen, dass Russlands Angriff auf die Ukraine erhebliche Folgen für sie hat. Aber jede einzelne dieser Behauptungen ist problematisch und deutet darauf hin, dass die Herausforderung durch China nicht richtig verstanden wird.

Erstens ist die Idee, die westlichen Regierungen hielten die auf Regeln beruhende Ordnung aufrecht, für viele Menschen weltweit nicht überzeugend – angesichts dessen, dass die westlichen Regierungen diese Regeln vielfach selbst gebrochen haben. Zwar ist es offensichtlich, dass Russland und China die internationale Ordnung nach 1945 herausfordern, aber viele im sogenannten Globalen Süden würden sagen, auch der Westen habe die internationalen Regeln und Institutionen immer wieder ihren eigenen Interessen entsprechend verändert.

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