rogoff221_Kent Nishimura  Los Angeles Times via Getty Images_fedreserve Kent Nishimura/Los Angeles Times via Getty Images

Die Fed hat nicht allein Schuld an der Inflation

CAMBRIDGE, MASS.: Eine wachsende Zahl von Kommentatoren gibt der US Federal Reserve die Schuld für die derzeit steil steigende Inflation in den USA. Doch ist ein großer Teil dieser Kritik unfassbar naiv was den politischen Druck angeht, den die Fed und andere Notenbanken weltweit in den letzten Jahren bewältigen mussten.

In den USA erreichte der Druck auf die Fed einen Höhepunkt, als die Demokraten, die eifrig darum bedacht waren, progressive Ideen in die Praxis umzusetzen, im Januar 2021 das Weiße Haus und den Kongress eroberten. Zwar verfügt die Fed in vieler Hinsicht durchaus über beträchtliche Unabhängigkeit, doch eine institutionelle Unabhängigkeit, wie sie etwa die Europäische Zentralbank genießt, hat sie bei weitem nicht.

Stattdessen ist die Fed eine Schöpfung des Kongresses, die theoretisch kurzfristig radikal umgestaltet werden kann. Bedeutsam ist, dass die Amtszeit des Notenbankchefs ein Jahr nach Amtsantritt eines neuen Präsidenten abläuft, und die Regierung von Präsident Joe Biden war zudem in der Lage, noch mehrere andere Fed-Ernennungen vorzunehmen. Obwohl die Idee, durch Schaffung neuer Positionen die Stimmenmehrheit bei der Notenbank zu verändern, nie Fuß gefasst hat, ist den Fed-Vertretern die Diskussion darüber, ob man der konservativen Mehrheit im US Supreme Court durch Erhöhung der Richterzahl begegnen sollte, bestimmt nicht entgangen.

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