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Der Krieg in der Ukraine verändert die Entwicklungspolitik

HONGKONG – Die weltwirtschaftliche Erholung von der COVID-19-Pandemie war immer fragil, insbesondere in den Entwicklungsländern. Russlands desaströser Krieg in der Ukraine gibt ihr nun den Rest. Aber die unmittelbaren Folgen sind nur der Anfang. In einer Welt, die erneut durch Großmachtkonflikte geprägt ist, müssen die Länder ihre entwicklungspolitischen Ansätze überdenken.

Es gab einmal eine Zeit, in der sich die Entwicklungsökonomen hauptsächlich auf Wachstum konzentriert hatten. Schnelle wirtschaftliche Expansion, so glaubte man, sei der Schlüssel zu umfassendem Wohlstand. Aber in den 1980ern wurde diese Agenda durch soziale Inklusivität und Umweltschutz ergänzt – zwei Faktoren, die mit den Jahren immer bedeutsamer wurden.

Bereits vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine – und sogar vor der Pandemie – mussten die Entwicklungs- und Schwellenländer (EuS) an all diesen Fronten kämpfen. Im März 2020 schätzte die Weltbank, dass die Ungleichheit innerhalb dieser Länder – und der Abstand zwischen ihnen und den Industriestaaten – ein Niveau erreicht hat, das zuletzt ein Jahrzehnt vorher beobachtet wurde. Angesichts steigender Armut, schlimmer Naturkatastrophen und zunehmender ziviler Unruhen überrascht es nicht, dass sich die Politiker in den Entwicklungsländern schwer damit taten, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen.

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