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Libertaristischer Kopfsalat

CAMBRIDGE – Nach der brutalen Reaktion des Marktes auf ihre Pläne für Steuersenkungen und zusätzliche Ausgaben in Höhe von vielen Milliarden Pfund ohne Gegenfinanzierung ist Liz Truss als britische Premierministerin zurückgetreten. Nachfolger ist ihr alter Rivale bei den Torys Rishi Sunak. Nun versuchen die internationalen Medien das vielleicht Unmögliche: zu verstehen, was eigentlich passiert ist. Ich arbeite seit über zehn Jahren daran und bin selbst nicht ganz sicher.

2007 wollte ich mehr über Friedrich von Hayek und die „Österreichische Schule“ erfahren, von der Truss libertaristische Überzeugungen inspiriert sind, und besuchte einen zweiwöchigen Sommerkurs der Foundation for Economic Education (FEE) in den USA. Die FEE wurde Mitte der 1940er Jahre als Inkubator für eine marktliberale Ideologie gegründet und ist inzwischen eine der wichtigsten und einflussreichsten rechten Denkfabriken Amerikas. Alle „Großen“ des Libertarismus, wie sein Hohepriester Ludwig von Mises, der Journalist Henry Hazlitt und Hayek selbst haben in ihren Hallen gewirkt.

Während meines kurzen Aufenthalts im ehemaligen Hauptsitz der FEE in Irvington-on-Hudson in Upstate New York fiel mir sofort auf, dass sich die Stiftung ganz anders anfühlt als andere Denkfabriken und akademische Foren, mit denen ich in Berührung gekommen bin. In der einen Minuten hatten wir uns alle ganz unschuldig darauf geeinigt, dass die Freiheit des Individuums ein wertvolles Prinzip ist und in der nächsten unternahmen wir eine philosophische Achterbahnfahrt, auf der uns der Begriff „Selbsteigentum“ in phantastische Regionen katapultierte.

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