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Von Demagogen und Diktatoren

AUSTIN – Im Laufe seiner einzigen Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten wurde Donald Trump von seinen Gegnern sowohl in der demokratischen als auch in der republikanischen Partei häufig als potenzieller faschistischer Diktator dargestellt. Doch diese Analogie hat sich mit Trumps Auszug aus dem Weißen Haus erledigt. Am stärksten ähnelt Trump nicht dem faschistischen italienischen Diktator Benito Mussolini, sondern dem skandalumwitterten ehemaligen Premierminister Italiens, Silvio Berlusconi.

Figuren wie Trump und Berlusconi - Magnaten oder Medienstars, die als populistische Demagogen gegen das Establishment antraten - sind in den westlichen Demokratien von heute keine Seltenheit. In Europa zählen dazu gewählte Staats- und Regierungschefs wie der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš, einer der reichsten Männer im Land; der frühere ukrainische Präsident Petro Poroschenko, ehemals „Schokoladenkönig“ seines Landes; sowie sein Nachfolger Wolodymyr Selenskyj, ein Komiker und Schauspieler, der zuvor im Fernsehen einen ukrainischen Präsidenten gespielt hatte.

Obwohl es sich bei Trump um den ersten echten Demagogen handelt, der in das amerikanische Präsidentenamt gewählt wurde, ist die Figur des Entertainers oder Plutokraten, dem es gelingt ein Amt zu übernehmen, weil er sich als Verfechter des einfachen Volkes ausgibt, seit Generationen fester Bestandteil amerikanischer Bürgermeister- und Gouverneurswahlen. Vor allem die Rolle als Medienstar bildete in Amerika immer häufiger die Grundlage für Wahlerfolge.

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