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Die Umverteilungsspiele

ATHEN – Gleich beginnt das 100-Meter-Finale der Olympischen Spiele. Als der Startschuss fällt, brandet der Applaus der Zuschauer auf. Die Sprinter sind gestartet. Doch nach 30 Metern werden die Läufer an der Spitze langsamer, wie aus Solidarität mit den Nachzüglern. Sie haben sich nicht aus freien Stücken dazu entschieden, aber neue Regeln legen strenge Grenzen für die maximale Distanz zwischen dem Sieger und dem Letztplatzierten fest.

Konservative Gegner der Umverteilung von Einkommen und Vermögen haben diese Art von Analogie im Sinn, wenn sie die „Politik des Neides“ beklagen. In ihren Augen sind die Reichen Sprinter, die von Weltverbesserern per Gesetz und durch Strafsteuern ausgebremst werden sollen.

Aber das Leben ist keine Olympiade, wo Talent und Training über die Leistung eines Athleten entscheiden. Es ist eher wie eine römische Arena, in der gut ausgestattete Gladiatoren unbewaffnete Opfer besiegen, die nicht deshalb verlieren, weil sie sich nicht genug angestrengt haben, sondern weil die Ausrüstung von Anfang an asymmetrisch verteilt war.

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