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Die Rache des Angebots

STANFORD – Galoppierende Inflation, explodierende Energiepreise, Produktionsengpässe, Verknappungen, nicht auf Anrufe reagierende Klempner – die ökonomische Orthodoxie fährt gerade frontal in eine Realitätsmauer mit dem Namen „Angebot“.

Natürlich spielt auch die Nachfrage eine Rolle. Würden die Menschen nur halb so viel kaufen, wie sie es gerade tun, wären die momentanen Engpässe und Knappheiten nicht vorhanden. Aber die Federal Reserve und das Finanzministerium der Vereinigten Staaten haben Billionen neue Dollar gedruckt und an fast alle Amerikaner Schecks geschickt. Die darauf folgende Inflation hätte man leicht vorhersehen können, aber sie hat die Fed trotzdem völlig auf dem falschen Fuß erwischt.

Die amerikanische Zentralbank redet sich damit heraus, die Angebotsschocks seien lediglich vorübergehende Symptome eines Nachfragestaus. Aber die Aufgabe der Fed ist oder sollte zumindest sein, abzugleichen, wie viel Angebot die Wirtschaft liefern kann, und dann die Nachfrage genau an dieses Niveau anzupassen – und nicht darüber hinaus. Wird sie von einem Angebotsproblem überrascht, ist das so ähnlich, als wenn die Streitkräfte von einer Invasion überrascht werden.

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