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Saudi-Arabiens radikale neue Ölstrategie

PRINCETON – Die jüngste Entscheidung Saudi-Arabiens, seine Ölförderung anzukurbeln, stellt einen dramatischen Meinungsumschwung im Hinblick auf seine bisherige Haltung gegenüber Energiemärkten sowie hinsichtlich seiner eigenen Abhängigkeit von Öleinnahmen dar. Vorbei sind die Zeiten, in denen saudische Ölreserven für zukünftige Generationen umsichtig verwaltet wurden. Nun, da das Königreich nicht mehr an einem bestimmten Ölpreisrahmen festhält und auch keine freien Produktionskapazitäten zurückhält, verabschiedet es sich aus seiner angestammten Rolle als Swing-Produzent auf dem Markt.

Dieser Sinneswandel ist Ausdruck der Ansicht von Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS), wonach Saudi-Arabien über ein relativ enges Zeitfenster verfügt, seine großen Ölreserven zu Geld zu machen. Statt zu versuchen, die Preise festzusetzen, verfolgt er nun eine Politik des Ausbaus von Marktanteilen und bricht auch in dieser Hinsicht mit langjährigen Strategien, die er für nicht mehr für sinnvoll hält.  

Hält MBS an dieser Politik fest, könnte er damit die Dynamik des weltweiten Energiemarkts  erheblich verändern. Mit der dauerhaften Senkung der Preise verdrängt Saudi-Arabien nicht nur kostspieligere Formen der Ölproduktion vom Markt, sondern erschwert es auch erneuerbaren Energieträgern, mit fossilen Brennstoffen zu konkurrieren – zumindest auf kurze Sicht. 

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