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Die Konzernvorstände sind das Problem

CAMBRIDGE, MASS. – ExxonMobil hat vor kurzem einen Fünfjahresplan zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen angekündigt und verkündet in einer groß angelegten Werbekampagne sein Bekenntnis zu einer grünen Zukunft. Der Tabakkonzern Philip Morris preist seine Pläne an, Rauchern beim Aufhören zu helfen. Facebook ruft nach neuen Regeln für das Internet. Und diese Schritte kommen nicht einmal zwei Jahre, nachdem der sogenannte Business Roundtable, der die Konzernvorstände der größten US-Aktiengesellschaften repräsentiert, eine Erklärung herausgegeben hat, die die Unternehmen aufforderte, all ihren Stakeholdern zu dienen.

Läuten die heutigen Konzernvorstände eine neue Ära unternehmerischer Verantwortung ein? Oder sind sie lediglich dabei, die eigene Macht zu schützen?

Jahrzehntelang glaubten Wirtschaftslenker und prominente Wissenschaftler, dass die einzige Verpflichtung der Unternehmen gegenüber ihren Aktionären bestünde. Dies war zunächst eine Minderheitsmeinung, die dann nach Veröffentlichung eines Gastkommentars von Milton Friedman 1970 in der New York Times mit dem Titel „The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits“ (Die soziale Verantwortung der Unternehmen liegt in der Steigerung ihrer Gewinne) zum Mainstream avancierte. In der Wissenschaft gewann sie im Gefolge einer Anzahl von Artikeln von Michael Jensen (Harvard Business School), die Friedmans Doktrin durch theoretische und empirische Argumente stützten, weiter an Schlagkraft. So äußerten Jensen und Kevin Murphy (University of Southern California) in einem einflussreichen Aufsatz die Einschätzung, dass sich die Vergütung eines durchschnittlichen CEO pro 1.000 Dollar von ihm bewirkter Wertschöpfung nur um 3,25 Dollar erhöhe, und verwiesen auf die Notwendigkeit einer noch engeren Verknüpfung zwischen der Vergütung von Spitzenmanagern und dem Shareholdervalue.

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