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Die vielen Wurzeln der Krise in Puerto Rico

BALTIMORE – Sowohl politisch als auch wirtschaftlich befindet sich Puerto Rico erneut in einer Krise. Als Territorium der Vereinigten Staaten mit über drei Millionen Menschen hat es mehr Einwohner als viele US-Bundesstaaten. Aber seine Bevölkerung und die reale (inflationsbereinigte) Produktionsleistung sind seit 2006 zurückgegangen. Über die Hälfte der dort geborenen Puertoricaner, die heute am Leben sind, haben die Insel verlassen – die meisten von ihnen in Richtung US-Festland. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei etwa der Hälfte des ärmsten US-Staates Mississippi.

Auch wenn die puertoricanische Wirtschaft 2016 in große Not geriet, reichen ihre Probleme viel weiter zurück. In den letzten zehn Jahren haben die Regierungen immer wieder ausgeglichene Haushalte versprochen. Statt dessen mussten sie sich, nachdem sich ihre Schätzungen als zu optimistisch erwiesen, dann doch Geld leihen. Schließlich konnte Puerto Rico seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. 2015 war das Land pro Kopf mit etwa 16.000 US-Dollar verschuldet (verglichen mit dem Durchschnitt der 50 Bundesstaaten von 1.473 Dollar), und seine Regierung leidet immer noch unter großen, ungedeckten Verpflichtungen.

Im Juni 2016 verabschiedete der US-Kongress dann das Gesetz PROMESA zur Überwachung, Verwaltung und wirtschaftlichen Stabilität Puerto Ricos. So konnte die Insel unter der Aufsicht eines neuen Gremiums zur finanziellen Übersicht und Verwaltung (FOMB, Financial Oversight and Management Board) eine Art Insolvenzverfahren eröffnen. Das FOMB genehmigt dabei den puertoricanischen Haushalt. 2017 erklärte sich das Land für bankrott, und seitdem gab es immer wieder Rechtsstreitigkeiten.

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