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Das Finanzsystem, das Afrika braucht

ADDIS ABEBA – Für die afrikanischen Volkswirtschaften, die sich noch nicht von der COVID-19-Pandemie erholt haben, hätte der russische Krieg in der Ukraine zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Die wirtschaftlichen Wunden der vorangegangenen Krise waren zwar genäht worden, aber es brauchte mehr Zeit, bis sie heilten, geschweige denn, dass die Narben verblassten. Jetzt verschärfen Rohstoff-Preisspitzen und Unterbrechungen der Versorgungskette den Inflationsdruck, was zu einer Abwertung der Währungen und einem sprunghaften Anstieg der Lebensmittel- und Kraftstoffkosten führt. Die Ölpreise haben seit Beginn des Krieges den höchsten Stand seit 2008 erreicht, die Weizenpreise sind auf ein 14-Jahres-Hoch gestiegen und die Düngemittelpreise sind um fast 30 % in die Höhe geschossen.

Diese makroökonomischen Trends verursachen hohe menschliche Kosten. Nicht weniger als 25 afrikanische Länder sind von Weizenimporten aus Russland und der Ukraine abhängig. Ruanda und Tansania importieren über 60 % ihres Weizens aus diesen beiden Ländern. In der Demokratischen Republik Kongo liegt dieser Anteil bei fast 70 % und in Ägypten bei über 80 %. Russland allein liefert 45 % des namibischen Weizens und 100 % des beninischen. Da Getreideprodukte oft einen großen Teil der lokalen Ernährung ausmachen, steigt das Risiko von Hunger und Unterernährung schnell an – und das nicht nur für Haushalte mit niedrigem Einkommen.

Viele afrikanische Regierungen haben jedoch wenig Spielraum, um auf diese eskalierende Krise zu reagieren. Die pandemiebedingte Unsicherheit führte zu einer massiven Kapitalflucht aus dem Kontinent, die Produktion schrumpfte, und die Schuldenlast der Länder wurde immer größer. Im Jahr 2021 waren Schuldentilgungen in Höhe von über 40 Mrd. Dollar fällig, und der Schuldendienst dürfte 2022 bereits vor der Ukraine-Krise und den Zinserhöhungen der US-Notenbank 7 % des afrikanischen BIP übersteigen.

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