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Entwicklung neu denken

HONGKONG – Die Welt befindet sich inmitten einer globalen Dauerkrise. Während miteinander verbundene Schocks – der Krieg in der Ukraine, die Folgen der COVID-19-Pandemie, die eskalierende Rivalität zwischen den USA und China, der Klimawandel und eine drohende finanzielle Kernschmelze – die weltweiten Großmächte zu verschlingen drohen, ist es Zeit für die Entwicklungs- und Schwellenländer, ihre Entwicklungsstrategien zu überdenken und zu überarbeiten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich die Entwicklungsökonomen auf Dekolonialisierung, alternative Wachstumsmodelle und die Stärkung der staatlichen Marktkontrollmechanismen konzentriert. Aber in den letzten vier Jahrzehnten haben die Rahmenbedingungen des neoliberalen Handels (auf Grundlage der Bretton-Woods-Institutionen und des Washingtoner Konsens) viele dieser staatlichen Kapazitäten zerstört – zugunsten marktorientierten Wachstums mit minimalen Eingriffen der Regierungen.

Dann wurde der Washingtoner Konsens durch die asiatische Finanzkrise von 1997-98 erschüttert, und die weltweite Finanzkrise von 2008 hat einige Entwicklungsökonomen dazu veranlasst, ihn völlig aufzugeben. Gleichzeitig haben Ökonomen damit begonnen, über das BIP-Wachstum hinaus zu blicken und das Konzept der Entwicklungsziele auszuweiten, um Geschlechtergleichheit, ökologische Nachhaltigkeit, Wohlergehen und Diversität mit einzubeziehen.

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