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Die Russland-Strategie, die Europa braucht

BERLIN – Jahrzehnte nach dem Kalten Krieg ist Russland nach wie vor der perfekte Feind, mit der unübertroffenen Fähigkeit, die politische Klasse Europas in Rage zu bringen. Doch hinter der Intensität der europäischen Debatten und Emotionen zum Thema Russland verbirgt sich eine wachsende Einigkeit, die einer neuen Haltung gegenüber dem Regime von Präsident Wladimir Putin zugrunde liegen sollte.

Mitte der 2000er Jahre waren die Europäer hinsichtlich der Beziehungen zu Russland tief gespalten. Deutschland, angeführt vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, wollte sich auf Russland einlassen, während die Mittel- und Osteuropäer eine Eindämmung anstrebten. Oberflächlich betrachtet scheinen die heutigen Debatten über Nord Stream 2, eine umstrittene Pipeline, die russisches Gas direkt nach Deutschland liefern soll, und die Verfolgung des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny durch den Kreml diese alte Kluft zu verstärken. Doch die Realität sieht ganz anders aus.

Europa hat keine Illusionen mehr, dass Russland sich auf dem Weg hin zu einer liberalen Demokratie befindet, der in irgendeiner Weise beschleunigt werden könnte. Auch die Vorstellung, dass Staaten, die in der Schusslinie des Kremls stehen, nur wegen ihres eigenen provokativen Verhaltens in Schwierigkeiten sind, ist Vergangenheit.

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