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Gutes Management im Homeoffice-Zeitalter

NEW YORK – Viele Vorgesetzte behandeln die diesjährige pandemiebedingte Verlagerung der Erwerbsarbeit in die eigenen vier Wände so, als ob es sich dabei um normale Telearbeit handeln würde. Das ist aber nicht der Fall und einfach so zu tun, kann letztlich die Befindlichkeit der Mitarbeiter beschädigen. Obwohl Büroangestellte während der Pandemie typischerweise besser zurechtkommen als systemrelevante Arbeitskräfte, war die abrupte Umstellung auf das Homeoffice doch problematisch und die Auswirkungen sollten nicht außer Acht gelassen werden.  

Führungsexperten und Kognitionswissenschaft können belegen, dass es bei dem Widerstand gegen Veränderungen nicht um die Veränderung selbst geht, sondern vielmehr um Kontrollverlust und die Angst vor der Ungewissheit. Menschen – und übrigens auch andere Tiere -  reagieren defensiv, wenn ihnen das Recht genommen wird, Entscheidungen über ihr eigenes Leben zu treffen. Und in einer kürzlich in den Vereinigten Staaten und fünf europäischen Ländern durchgeführten Studie zu Covid-19 und psychische Gesundheit stellten die Forscher fest, dass von den Befragten diejenigen stärkere Depressionssymptome aufwiesen, die der Meinung waren, andere Menschen oder der Zufall würden über ihr Schicksal bestimmen.

Es ist ein großer Unterschied, ob man sich aus freien Stücken für Telearbeit entscheidet oder plötzlich gezwungen ist, von zu Hause aus zu arbeiten. Obwohl es als angenehm empfunden wird, wenn das tägliche Pendeln zur Arbeit entfällt, waren die durchschnittlichen Büroangestellten weder mental noch finanziell darauf vorbereitet, ihr Zuhause in einen behelfsmäßigen Co-Working-Space zu verwandeln und daheim Schulunterricht, Kinderbetreuung und Altenpflege gleichzeitig zu übernehmen. Viele Familien leben nicht in Häusern, wo Telearbeit problemlos möglich ist, und die Wohnverhältnisse einiger Beschäftigter sind dem Erfolg nicht förderlich.

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