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Der IWF sollte die Libra übernehmen

ATHEN – Die Libra Association zerfällt. Visa, Mastercard, PayPal, Stripe, Mercado Pago und eBay haben das von Facebook angeführte, der Libra – der mit Wertpapieren unterlegten Kryptowährung, die das international Geldsystem revolutionieren soll – zugrundeliegende Unternehmensbündnis verlassen. Weitere Unternehmen dürften folgen, da der von besorgten Regierungen, die entschlossen sind, die Libra zu stoppen, auf sie ausgeübte Druck steigt.

Das ist gut so. Die Menschheit hätte gelitten, wenn man Facebook gestattet hätte, mittels der Libra das internationale Zahlungssystem zu privatisieren. Doch sollten die Behörden, die die Libra abwürgen, den Blick auf die Zukunft richten und etwas Innovatives, Nützliches und Visionäres mit ihr machen: Sie sollten die Libra (oder ihr Kernkonzept) zur Verringerung der globalen Handelsungleichgewichte und zur Neuausbalancierung der Kapitalflüsse dem Internationalen Währungsfonds übergeben. Tatsächlich könnte eine Libra-artige Kryptowährung dem IWF helfen, seinen ursprünglichen Zweck zu erfüllen.

Als Facebooks CEO Mark Zuckerberg die Libra mit großem Tamtam ankündigte, klang die Idee interessant und unverfänglich. Jeder mit einem Mobiltelefon würde unter Einsatz von gängigen Methoden wie Debitkarten und Online-Banking in seiner nationalen Währung Libra-Token erwerben können. Mit diesen Token würde man dann Zahlungen an andere Libra-Nutzer leisten können, um Waren oder Dienstleistungen zu erwerben oder Schulden zu tilgen. Um vollständige Transparenz sicherzustellen, würden alle Transaktionen per Blockchain-Technologie abgewickelt. Und völlig anders als bei Bitcoin wären Libra-Token vollständig durch wertbeständige Vermögenswerte unterlegt.

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