ghosh54_SAJJAD HUSSAINAFP via Getty Images_india covid poverty SAJJAD HUSSAIN/AFP via Getty Images

Indiens selbst gemachte Wirtschaftskatastrophe

NEU-DELHI – Beinahe 80 Prozent der geschätzten 70 Millionen Menschen, die seit Beginn der Coronakrise im Jahr 2020 weltweit in die extreme Armut gerutscht sind, leben in Indien. Das zeigt ein vor kurzem erschienener Bericht der Weltbank. Aber selbst diese schockierende Zahl ist womöglich noch zu niedrig, weil offizielle Daten fehlen und sich die menschlichen Kosten der Pandemie daher nur schwer bestimmen lassen.

Wie lässt sich diese alarmierende Rückkehr der Armut in Indien erklären? Covid-19 war zweifelsohne Indiens schlimmste Gesundheitskrise seit mindestens hundert Jahren. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie gehen jedoch weit über ihre unmittelbaren Auswirkungen auf die erkrankten und verstorbenen Menschen hinaus. Wie ich in meinem aktuellen Buch The Making of a Catastrophe: The Disastrous Economic Fallout of the COVID-19 Pandemic in India dargelegt habe, waren für die großflächige Vernichtung indischer Existenzen und den Niedergang des Landes, gemessen an vielen grundlegenden Indikatoren des wirtschaftlichen Wohlstands, vor allem politische Fehler oder genauer gesagt konkrete Handlungen und Unterlassungen der Regierung verantwortlich.

Dieses Urteil mag übertrieben hart klingen. Schließlich hat die indische Regierung die Pandemie nicht verursacht und auch viele andere Länder gerieten in wirtschaftliche Schieflage, nachdem sie das Virus nicht eindämmen konnten. Die verheerenden Auswirkungen der Pandemie in Indien gehen jedoch auf eine Wirtschaftspolitik zurück, in der sich die tief verwurzelte Ungleichheit im Land widerspiegelt.

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