rogoff207_Nuthawut Somsuk_getty images_dollar renminbi Nuthawut Somsuk/Getty Images

Fragile Dollarhegemonie

CAMBRIDGE, MASS. – Der mächtige US-Dollar nimmt an den Weltmärkten weiterhin unangefochten die Spitzenstellung ein. Doch könnte die Dominanz des Greenbacks fragiler sein als es den Anschein hat, weil voraussichtliche künftige Änderungen bei Chinas Wechselkurssystem eine deutliche Verschiebung in der internationalen Währungsordnung auslösen dürften.

Die chinesischen Behörden dürften aus einer Vielzahl von Gründen irgendwann aufhören, den Renminbi an einen Währungskorb zu knüpfen, und auf ein modernes, an Inflationsziele geknüpftes System umstellen, bei dem sie dann eine deutlich stärkere Fluktuation des Wechselkurses insbesondere gegenüber dem Dollar zulassen werden. Wenn das geschieht, ist zu erwarten, dass der größte Teil Asiens China folgt. Zu gegebener Zeit könnte der Dollar, der derzeit die Ankerwährung für rund zwei Drittel des globalen BIP darstellt, fast die Hälfte seines Gewichts verlieren.

Bedenkt man, wie stark die USA zur Finanzierung ihrer massiven öffentlichen und privaten Kreditaufnahme auf den Sonderstatus des Dollars – das, in den Worten des damaligen französischen Finanzministers Valéry Giscard d’Estaing, „exorbitante Privileg Amerikas“ – angewiesen sind, könnten die Auswirkungen einer derartigen Verschiebung beträchtlich sein. Und da die USA zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Verheerungen durch COVID-19 aggressiv auf eine Defizitfinanzierung setzen, könnte die langfristige Tragbarkeit ihrer Schulden in Frage gestellt werden.

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